Klar, der klassische Wunsch, aber in diesem Jahr war er umso präsenter, als wir uns
quasi bis zur Abfahrt lange nicht vorstellen konnten, dass er diesen Sommer in Erfüllung
sagen, was morgen ist? Gerade jetzt, wo die Schule wieder losgegangen ist,
kann man da ja ein Lied von singen...
Ursprünglich war unser Plan, zwischen der Ardèche und dem Meer noch zwei Tage in Avignon
zu bleiben, aber auch das fiel der Pandemie zum Opfer. Die Städte schienen alle voll zu
sein und ein dritter Aufenthalt, wieder woanders und noch dazu im Hotel, machte einfach
keinen Sinn. Deswegen starteten wir an unserem letzten Morgen an der Ardèche früh
und hakten die beiden Besichtigungspunkte, die wir dringend auf dem Zettel hatten,
als Pausenstopps ab: den impostanten Pont du Gard, der aber ja gar keine Brücke ist,
sondern eine römische Wasserleitung (ich bin ja ein großer Aquädukt-Fan, deswegen
musste dieses Häkchen unbedingt mal auf meine Bucket List) per Wanderung.
Und die halbe Brücke von Avignon ("Waaaas, die gibt es in echt???") haben wir sogar
per Sitzbesichtigung aus dem Auto heraus abgehakt. Wie so vieles in diesem Urlaub
übrigens, wie man sehen wird. Freiwillig und unfreiwillig. Die Kinder sind da
eh emotionslos (eventuell haben sie sogar geschlafen *hüstel*) und uns Erwachsenen
war es tatsächlich zu voll dort.
An der Côte d'Azur hatten wir ebenfalls ein kleines Häuschen gemietet, das allerdings
schon lange vor Beginn der Pandemie. Dass es Meerblick hatte, war Zufall, erwies sich
aber als Glücksfall, denn auch hier verbrachten wir viel Zeit auf der wirklich
tollen Halbschatten-Terrasse - nicht nur zu allen Mahlzeiten (tatsächlich waren wir
da unten kein einziges Mal auswärts essen), sondern auch, wenn es uns zu
heiß oder mittags am Strand zu voll wurde. Unsere Strandzeit war vormittags oder
abends, wenn alle anderen zum Essen gingen. Warm genug war es jedenfalls
rund um die Uhr ;-) Ganz bestimmt waren wir weniger am Strand als in
anderen Jahren, aber es hat nicht wirklich geschmerzt. Die Missi und ich haben
unsere Bücher dann eben auf der Terrasse gelesen, von dort hat man das Meer
auch gesehen und gehört und es war deutlich weniger sandig. Und der Mann
und die Große haben das Jetski-Fahren für sich entdeckt, das ist auch
ausgesprochen coronakonform :-p
Früher waren wir quasi jeden Sommer an der Côte d'Azur, als Schüler und Azubis mit dem Zelt
direkt am Meer, später dann in irgendwelchen Häusern am Hang, die Auswahl ist reichlich.
Die Gegend hat zwar einen mondänen Ruf, aber entgegen aller Annahmen ist das
Urlauben dort auch nicht teurer als anderswo. Aber in jedem Fall sehr, sehr schön.
Ich liebe die Côte d'Azur und habe keine Ahnung, wie es passieren konnte, dass wir
nun zehn lange Jahre nicht mehr dort waren.... Aus diesem Grund mussten wir auch
dringend nach Saint-Tropez, Schiffe gucken, die Große konnte sich nämlich nur
noch ganz dunkel erinnern, geht ja gar nicht. Ich mag das Örtchen wahnsinnig gerne,
allerdings ist es normalerweise auch wahnsinnig voll. Schwierig.
Wir wagten es, mal wieder am frühen Vormittag, und... tjanun. Es war enorm
viel leerer als in jedem anderen Sommer, an den ich mich erinnern kann - aber
eben immer noch recht voll für meinen Geschmack. Ein ziemlicher Spießrutenlauf,
zu viert den Menschen auszuweichen, wenig Abstand (der Mindestabstand in Frankreich
beträgt einen Meter, das würde ich im Umgang mit Fremden schon in normalen Zeiten
als äußert knapp bemessen empfinden), wenige Masken, schwierig eben. Wir
haben es kurz gehalten, sind Slalom gelaufen, haben bemaskt der Hitze getrotzt
(viele andere Touristen im Übrigen auch, aber im Gegensatz zu zuhause war es schon
ein wenig Anarchie) und uns dann möglichst schnell einen Platz außerhalb gesucht,
von dem aus wir das seltsame Treiben der High Society beobachten konnten.
Das ist herrlich, wirklich.
Und in Port Grimaud, ähnlich gefragt, haben wir dann wieder den Mittagshitze-
Trick angewendet, da war es dann tatsächlich völlig leer.
Und wir hinterher völlig platt, aber wir hatten ja eine tolle Terrasse ;-)
In unseren Aufenthalt fiel dann auch noch der französische Nationalfeiertag, klasssischer
Planungs-Fail. Ein Tag nämlich, an dem wir nicht nur Menschenmassen an den Stränden
erwarteten, sondern seit dem Attentat in Nizza auch die höchste Terrorwarnstufe herrscht.
Tatsächlich musste ich mir dann abends auf dem Heimweg in der Warteschlange auf ein Eis
bei McDonalds (Weil WLan!!! Und einer der wenigen Orte zu dieser Zeit mit nicht
diskutierbarer Maskenpflicht) meinen Platz mit mehreren Vigipirates teilen, die bis
unter die Zähne mit riesigen halbautomatischen Waffen bepackt waren.
Spooky. Und definitiv nix für empfindsame Landeier.
Jedenfalls beschlossen wir an diesem Tag, der Küste den Rücken zu kehren und
einen Ausflug ins Hinterland zu machen. Innerhalb kürzester Zeit schraubten wir uns vom
Meer etwa 1200 Meter in die Höhe und wurden mit einer krassen Aussicht auf die
Gorges du Verdon (nicht Verdun, die Kinder waren maximal verwirrt ;-) belohnt.
Bis zur imposanten Brücke ging es den Canyon entlang aufwärts, danach abwärts, immer hart
an der Kante entlang. Leitplanken werden total überbewertet. Unser Ziel war der
Lac de Sainte-Croix, wo wir einen beschaulichen Mittag verbrachten, fast ein bisschen
wie an der Ardèche... Die Farbe des Wassers war sensationell und die Temperatur auch.
Sensationell kalt, versteht sich.
In den letzten Tagen bewegten wir uns dann ein bisschen ostwärts. Ich finde die Corniche,
den felsigen Küstenabschnitt zwischen Agay und Monaco, ja mit Abstand am schönsten
an der ganzen Côte d'Azur und so fuhren wir immer hart an der Küste entlang, mit vielen
Fotostopps inklusive Sitzbesichtigungen von Cannes und Nizza. Erstere geplant,
die Große wollte die Croisette sehen, auf der Allée des Stars war zu viel los und
überhaupt hatten wir keine große Lust auf schon wieder Menschen.
In Nizza völlig ungeplant, ich hatte mich seit Monaten auf Nizza gefreut, die Stadt
ist einfach nur bezaubernd und ich war sogar bereit, meinen Menschenhass ein
wenig zu zügeln, allein - wir fanden schlicht und ergreifend keinen Parkplatz,
zumindest keinen, wo wir auch mit unserer Dachbox noch reingepasst hätten.
(Und wir decken rasch den Mantel des Schweigens darüber, dass der Mann
morgens noch sagte: "Sollen wir nicht eben schnell die Dachbox runtermachen?
Nicht dass das in der Stadt ein Problem mit dem Parken wird." und irgendjemand™
meinte, das sei doch bestimmt überflüssig *hust*) Ehrlich, wäre ich nicht schon
ein paar Mal in Nizza gewesen, ich hätte geheult. So beschränkten wir uns
auch hier wieder aufs Besichtigen auf vier Rädern. Und kommen möglichst
schnell wieder, versprochen.
In Monaco war es mit dem Parken dagegen einfach, wir haben uns einen Platz in
Monte Carlo zwischen den Booten gesucht und fertig. Hafen ist immer so ein bisschen rechtsfreier
Raum, da geht das fast immer ;-) Und auch hier beschränkten wir uns aufs Schiffe gucken
und ein bisschen Aussicht, auch wenn die Maskenmoral im Fürstentum deutlich besser war.
(Am nächsten Tag trugen auch in den restlichen Orten plötzlich erstaunlich viele
Menschen Masken, sogar draußen, und hätten wir die lokalen Medien nicht immer zeitnah
verfolgt, hätten wir uns vermutlich Sorgen gemacht. Es stellte sich dann aber heraus,
dass bloß der Präsident am Nationalfeiertag eine Rede gehalten hatte und eine
deutlich erweiterte Maskenpflicht ab dem folgenden Montag ankündigte. Nach
zwei Wochen Frankreich musste man sagen: verdammt gute Idee ;-)
Wir haben also, wie in allen Urlauben zuvor, sehr viel gesehen. Wir haben aber auch viele
klassische Urlaubsdinge überhaupt nicht gemacht: Auswärts gegessen oder stundenlang
durch Supermärkte geschlendert und Vorratsberge für zuhause angelegt. Wir haben
keinen einzigen Markt besucht und keinen Laden, der kein Lebensmittelladen war.
Wir haben alle Städte nur sehr oberflächlich besucht, kein Vergleich zu sonst.
Wir sind nicht abends über die Promenaden spaziert und haben auch den
elitären Nikki Beach Club in Saint-Tropez ausgelassen, wo die Kinder so gerne
Promis gespottet hätten. Aber. Wir hatten trotzdem eine sehr gute Zeit, haben
uns erholt, sind nicht zu Virenschleudern geworden und haben hoffentlich
trotzdem ein paar Farben und Eindrücke gesammelt, die uns über den vermutlich
langen und sehr ereignisarmen Coronaherbst und -winter bringen werden....
Es kommen auch wieder andere Zeiten.
Vermutlich. Hoffentlich.