Ob wir in den Urlaub fahren oder nicht, war lange völlig unklar.
Streng genommen sogar bis zu dem Moment, wo wir im Auto saßen -
denn dass jeden Tag etwas passieren kann, das die Reise zu einem
unkalkulierbaren Risiko oder sogar völlig unmöglich macht, das muss
man in diesen Zeiten wohl einfach als gegeben hinnehmen.
Grundsätzlich waren wir der Ansicht, dass es nicht per se ein unnötiges
Risiko ist, zu verreisen - zumindest unter der Maßgabe, dass wir uns
nicht nur an die im Urlaubsland geltenden Regeln halten (oder an die hiesigen,
sofern sie strenger sind) und beachten, was die Wissenschaft bisher über
Übertragungswege weiß, die Reisehinweise sowie das aktuelle Infektionsgeschehen
im Auge behalten und unsere familieninternen Vorgaben ("Möglichst alles draußen
und mit Abstand, drinnen immer mit Maske") auch im Urlaub beibehalten.
Teil der Lösung sein, nicht des Problems - das sollte auch im Urlaub weiter gelten.
Da der Mann und ich aber erhebliche Zweifel haben, dass uns das Thema
nur in diesem einen Sommer begleiten wird, war klar, dass wir Urlauben unter
Coronabedingungen auf jeden Fall versuchen werden, wenn es den
Umständen nach vertretbar ist. Und das war Anfang Juli definitiv der Fall.
Vielleicht eine andere Art des Urlaubs, aber immer noch Urlaub. Bisschen flexibel
sind wir ja durchaus auch in unserem Alter noch ;-) Und der Sommer schien uns
da doch deutlich geeigneter als der Herbst oder Winter, wo es schwierig werden
dürfte, sich mehrheitlich draußen aufzuhalten. Und wer weiß,
was bis dahin ist. Die kalte Jahreszeit zeichnet sich ja eher selten
durch geringeres Infektionsgeschehen aus...
Unsere erste flexible Tat war dann, das für die ersten paar Tage gebuchte
Hotel an der Ardèche zu stornieren und durch ein Mobilehome auf einem kleinen
Campingplatz zu ersetzen. Von wegen draußen und mit Abstand und so.
Im Hotel hätten wir nicht nur zumindest drinnen frühstücken müssen,
sondern auch zweimal täglich das Problem gehabt, irgendwo Mahlzeiten
organisieren zu müssen. Muss ja nicht sein, wollten wir nicht haben,
und so waren wir autark. Außerdem stornierten wir auch das irgendwann im
Frühjahr mal sicherheitshalber gebuchte Ferienhaus an der Ostsee
(falls Ausland keine Option sein würde), denn dass es diesen Sommer
an der See voller werden würde, als es sich für uns gut anfühlt,
das zumindest war schnell klar. Für die zweite Woche hatten wir schon lange
ein Ferienhaus an der Côte d'Azur gebucht. Das war nicht stornierbar,
wir konnten also ganz entspannt bis zum letzten Tag abwarten, zahlen
hätten wir es eh müssen :-p Die Anreise würde wie immer mit dem
Auto erfolgen, Flieger, Bahn oder Schiff wäre aktuell für uns
nicht infrage gekommen.
Die Infektionszahlen zuhause und in Südfrankreich und die Seite des Auswärtigen
Amtes gaben bis zur Abfahrt grünes Licht, wir hatten für jeden von uns eine
FFP2-Maske besorgt (wegen keine Maskenpflicht in französischen
Supermärkten und überhaupt weiß man ja nie und so) und die französische
Corona-Warnapp runtergeladen, also zogen wir los.
Unter Vermeidung von Raststätten, was sich deutlich unproblematischer
gestaltete als erwartet und eventuell mit etwas mehr Proviant als sonst.
Wie sich der Urlaub dann vor Ort gestaltete und ob er wirklich so
anders war als sonst immer (Spoiler: schon ein bisschen...),
davon erzähle ich dann in den nächsten Tagen mal mehr mit den
passenden Bildern.
Bereut haben wir es jedenfalls nicht, gefahren zu sein und ich hatte
auch nie den Eindruck, mich oder andere damit mehr zu gefährden,
als wenn ich zuhause geblieben wäre. Allerdings haben unsere
Urlaube auch wenig gemein mit Massenparties am Goldstrand oder
All inclusive im Hotel ;-) Und ich denke, das ist genau der Punkt: völlig egal, wo
auf der Welt ich mich im Moment gerade aufhalte, nichts entbindet
mich von der Verantwortung, meinen klitzekleinen Teil beizutragen, die
Pandemie in Schach zu halten. Wem diese Verantwortung zuhause
am Allerwertesten vorbeigeht, den wird es auch im Urlaub nicht
kümmern. Und umgekehrt.
Und ja, natürlich hätte es uns passieren können, vor Ort unter
Quarantäne gestellt zu werden. Das Risiko gilt es momentan
einfach immer zu berücksichtigen. Aber innerhalb Europas und ohne
auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen zu sein, die einen im Notfall
nicht mehr nach Hause bringen, bei den damals aktuellen
Fallzahlen, ohne das Ferienende im Nacken und mit einer tragbaren
Lösung in der Firma fanden wir das vertretbar. Auch vor dem
Hintergrund, dass wir die Landessprache leidlich beherrschen und
uns im Notfall der französische Teil der Familie sicherlich helfend
zur Seite gesprungen wäre. Vor Ort eventuell zu erkranken sah ich
dagegen gar nicht so als die Gefahr - wir waren insgesamt eh nur
zehn Tage unterwegs, zuhause lebten (und leben) wir immer
noch weitestgehend ohne enge Kontakte, das Risiko war einfach
extrem gering. War, inzwischen sieht es schon wieder anders aus.
Und so wird unsere Urlaubsplanung auch für die Zukunft erstmal
maximal defensiv und flexibel bleiben. Für nächstes Wochenende zum Beispiel
stand noch ein (vor Corona geplantes) Wochenende in Holland an.
Das haben wir schon vorletzte Woche gecancelt, so sehr wir Holland auch
vermissen. Aber die Infektionszahlen steigen gerade, hier wie dort, die Auslegung
der Regeln scheint eher lässig, was wir sehen und hören ist es
unfassbar voll, die gebuchte Unterkunft war ein Hotel und außerdem
wäre gleich am ersten Tag zuhause dann wieder Schule gewesen, also nix mit zuhause
erst mal separieren und so. Sehr viele Gründe also, auf diese Reise schweren Herzens,
aber immerhin guten Gewissens, zu verzichten.
Back to normal wird wohl noch eine ganze Weile auf sich warten lassen.
So haben wir es auch gehalten. Es ging nach Kroatien, zunächst ins Eigentum der Eltern im Norden dann in eine Ferienwohnung. Die Krosten auf Pag waren in Restaurants vorbildlich, sah in Österreich ein wenig anders aus. Wir haben alle Regeln von daheim eingehalten. Verwandte gesehen, aber nicht gedrückt. Es passte. Der Herbsturlaub steht an und diesen planen wir kurzfristig. Wir werden mit dem Auto fahren und der Rest findet sich.
AntwortenLöschen