Diesen Sommer haben wir uns mal wieder mit dem Wohnmobil auf den
Weg gemacht. Die ursprüngliche Planung sah eigentlich eine Route entlang der Donau
bis nach Wien und dann nach Slowenien vor, denn dort hatte es uns ausnehmend
gut gefallen, als wir das Land mal auf dem (gescheiterten) Weg nach Kroatien
kreuzten. Aber dann wagten wir trotz aller "Da ist es immer so voll und so heiß"-
Bedenken spontan den Weg nach Italien, auf Wunsch der Kinder.
Ganz ohne irgendwas im Voraus zu buchen, Ehrensache ;-)
Das Treibenlassen ist einfach immer das Schönste, darauf
möchten wir in keinem Fall verzichten.
Auf geht's also auf eine kleine Instagram- und Twitter-Reise quer durch Italien,
immer von links oben nach rechts unten....
Fertig gepackt -- Hallo Schweiz! Lustigerweise waren wir auf genau diesem
Rastplatz vor einem Jahr schon einmal. -- Oben! -- Seit ich vor 25 Jahren
zum ersten Mal auf der Autobahn an diesem Städtchen auf dem Berg
vorbeigefahren bin, wollte ich unbedingt mal nach Orvieto.
Heute hat es endlich geklappt.
Unser Weg führte uns durchs Elsass und die Schweiz erst mal an den Comer See,
wo wir die erste Nacht verbrachten. Und wirklich nur die Nacht.
Mitten in Como hat uns gerade jemand ungefragt mittels deutlicher Handweisungen
aus dem Autofenster den Weg zum (sehr versteckt gelegenen) Wohnmobil-Stellplatz
gewiesen. Große Liebe!
Unser Ziel war es,
uns möglichst rasch bis zum südlichsten Planungspunkt vorzuarbeiten und
dann langsam wieder Richtung Norden. Dem Wetter geschuldet, denn je weiter der Juli
fortschritt, desto heißer sollte es werden. Und wir wollten ja nicht am Strand grillen,
sondern möglichst viel sehen...
Ist Italien eigentlich ausgestorben und wir haben es verpasst?
*wartet auf die ersten Tumbleweeds, während wir die
Emilia-Romagna durchqueren
Klarer Fall von wow! -- Perfekt geparkt. --
Abendspaziergang. -- Autobahn-Aussicht.
In Orvieto blieben wir dann aber doch lange genug, um uns die Stadt anzuschauen,
immerhin hatte ich das schon mein halbes Leben lang vor. Es gab einen
Stellplatz am Fuß des Berges, gleich am Funicolare (und gleich an der wirklich ausgesprochen
vielbefahrenen Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Mailand und Neapel ;-)
Heute nacht sind mehr italienische Schnellzüge an meinem Kopf vorbeigerauscht,
als es in Deutschland überhaupt ICEs gibt, da bin ich mir ganz sicher.
*kocht sehr viel Kaffee
Die Zahnradbahn brachte uns blitzschnell in die verwinkelte Altstadt, die wirklich
wunder.wunderschön war. Am nächsten Tag ging es dann weiter, über den
Appenin, an Rom vorbei, bis nach Pompeji.
Funicolare fahren. Ist ja auch nur so mittel meine Lieblingsbeschäftigung.
*klammert sich unauffällig an die Familie
Frühstück unter Orangen. Geht grad so. -- Unser Schlafplatz unter Oliven
und Orangenbäumen, eindeutig, wir sind im Süden. -- Guten Morgen. --
Hier bin sogar ich nicht in Flipflops hochgestiegen ;-)
Was sich so unspektakulär anhört, war ein echtes Abenteuer. Denn im Süden von Italien
sind nicht nur die Straßenverhältnisse so ganz anders als im Norden, auch die
Beschilderung lässt manchmal etwas zu wünschen übrig. Und so kam es, dass wir
irgendwann in Pompeji, mitten im dicksten Verkehr und in einer ziemlich engen
Straße, vor einer Brückenunterführung landeten, von der wir nicht sicher waren,
ob wir drunter durchpassen würden. Natürlich ohne Höhenangabe *örks
Pompeji. Straßen so breit wie das Wohnmobil. Rollerfahrer hält uns an
und gestikuliert, dass da gleich eine Unterführung kommt, er ist sich nicht
sicher, ob wir da durchpassen. Könnte, vielleicht aber auch nicht.
Danke, Navi. -- Wir haben allerdings auch keine Wahl - rechts und links
nur Fassaden und Mauern, Wenden unmöglich. Einzige Alternative wäre,
zweieinhalb Kilometer rückwärts zu fahren. Bei fließendem, sehr regem Verkehr.
Also weiter. -- So, so schön übrigens, dass der Mann gerade fährt, der ist
stressresistenter als ich. Schwitzt allerdings auch schon deutlich sichtbar. --
Da ist die Unterführung. Keine Höhenangabe, aber verdammt niedrig. Verdammt.
Immerhin kann man davor endlich mal rechts ranfahren. Der Mann
kramt den Besen aus der Heckgarage und geht messen. Kommt zurück
und meint, das müsse klappen. Eventuell. Eigentlich schon. --
Ich messe ebenfalls und ermittle einen potenziellen Restabstand zwischen
Dach und Tunneldecke von maximal... fünf Zentimetern? Mir ist
schlecht. Der Mann will es wagen, ich, äh, eher nicht. Aber
eigentlich haben wir objektiv betrachtet genau keine Alternative. --
Während wir noch diskutieren, fährt ein Transporter von der anderen
Seite mit Schwung unter der Brücke durch. Unsere Augen folgen ihm
gebannt, er ist jetzt neben dem Wohnmobil - und maximal paar
Zentimeter niedriger. Er hält an, öffnet das Fenster und reckt den
Daumen hoch. Danke!! -- Ok. Plan. Der Mann fährt, K1 kontrolliert
die Höhe, ich halte den Gegenverkehr an. Wir brauchen dringend die
volle Breite, hinter der Unterführung geht es sofort scharf links ab.
Autos stehen, ich eile zu K1 und halte die Luft an... --
Long story short: es sind noch weniger als fünf Zentimeter Luft,
aber es reicht. ES REICHT! Abklatschen, durchatmen. Fünf
Minuten später haben wir unseren Schlafplatz erreicht. Unter
Orangen- und Olivenbäumen, immerhin. Und jetzt erst mal die
LKW-Einstellung im Navi aktivieren!
Letzteres haben wir übrigens bis zum letzten Tag nicht geschafft, aber es ging dann auch so.
Aber das war genug Aufregung für einen ganzen Urlaub, deswegen setzten wir uns für die nächsten
Tage erst mal in Pompeji fest, als Ausgangsbasis für unsere Besichtigungspläne. Unser
Schlafplatz war ein kleiner, einfacher Campingplatz, dessen unbelegte Parzellen tagsüber zu
Parkplätzen für die ganzen Tagestouristen umfunktioniert wurden, denn der Eingang
der Ausgrabungsstätte war gleich nebenan. Aber nachts war es ruhig und das
Orangen-Ambiente echt unschlagbar.
K2 ist gerade lesend im Stuhl von einer aus dem Baum fallenden Orange
abgeschossen worden. Passiert einem zuhause ja auch eher selten.
Blick in den Krater. Das ist schon hochgradig beeindruckend, wenn man weiß,
was darunter lauert. Und ein bisschen gruselig... -- Wir sind in einer absolut
unglaublichen Ecke von Neapel unterwegs, weitab von jeden Touristenströmen.
Das ist nicht immer zwingend gut, aber definitiv ein Erlebnis. Das hier war
jedenfalls mit Abstand die breiteste Straße des ganzen Viertels.... --
Hinterhöfe, wo man hinschaut. -- Hinter'm Dom.
Der Vorteil des touristennahen Stellplatzes war, dass wir von dort aus sehr einfach
Ausflüge ohne das Wohnmobil unternehmen konnten, ohne ein Auto mieten
zu müssen. So sind wir zum Beispiel mit dem Bus auf den Vesuv gefahren, ein
Riesenwunsch der Kinder. Sie waren dann auch angemessen beeindruckt
beim Blick in den Krater, obwohl es gar nicht rauchte und man vorher erst
mal ein ordentliches Stück durch die Hitze wandern musste.
Der Hitze geschuldet trage ich hier "Frisuren", die zuhause noch nicht mal
im Delirium infrage kämen. #nophotosplease
Oder mit der Circumvesuviana nach Neapel, der Bahnhof war ebenfalls direkt am
Campingplatz (aber ohne Schnellzüge *ggg*). Dort stiegen wir dann erst mal
am falschen Bahnhof aus und bekamen Einblicke in das Leben einer Millionenstadt,
die man als Landei eigentlich gar nicht gebraucht hätte ;-) Aber ich mag die Stadt
immer noch wahnsinnig gerne, sie ist einfach wunderschön....
Und heiß.
Draußen ist es so warm, dass das zuhause ganz klar als Rekordhitzetag gelten würde.
Allerdings ist es hier 23.29 Uhr. *schwitzt
Am nächsten Tag nahmen wir uns dann die Ausgrabungsstätte vor. Auch das
war ein großer Wunsch der Kinder, endlich mal Pompeji zu sehen. So kam ursprünglich das
neue Reiseziel auf. Und da der Mann und ich ebenfalls beide noch nie dort waren,
sind wir relativ bereitwillig darauf eingegangen. Nach Slowenien können wir ja immer noch...
Tatsächlich war Pompeji dann ein echtes Highlight. Aufgrund unseres privilegierten Schlafplatzes
gleich in der Nähe des Haupttores konnten wir schon frühmorgens ganz ohne Anstehen
in der Kassenschlange auf das Gelände und mittags, als es wirklich voll wurde, waren wir
durch. Das war auch besser so, denn die Verpflegungslage drinnen könnte echt besser sein....
Tag 6 in Italien und immer noch keine Pizza!
Irgendwas läuft hier dramatisch falsch.
"Doch nicht nach Italien!" haben sie gesagt. "In den Ferien! Alles voll! Muss man
Jahre vorher buchen! Mückenpest! Horrorcamping! Groß! Voll! Laut!" Tja Leute,
dann fahrt halt nicht an die Adria... Union Lido? Tja nun. Hier im Cilento
ist Platz genug, sogar direkt am Strand und ganz spontan - mit Scheibenwischer
in Meeresrichtung gegen die Gischt... Hier bleiben wir mal zwei/drei Tage,
denke ich. -- Strandtag -- Frühstück mit Blick auf die Amalfiküste. Wo das Wasser
tatsächlich so viel blauer ist als anderswo, hier ist der Beweis. Hier ist
es nämlich türkis, aber dahinten kommt ein harter Break... -- Ich bleib
einfach für immer hier. Naja, jedenfalls heute noch.
Nach diesen vollgepackten Sightseeing-Tagen wollten wir dann einfach mal ein paar
Tage ans Meer. Zu uns in die Firma kommt immer ein wahnsinnig netter Speditionsfahrer,
der uns diesbezüglich seine Heimat wärmstens ans Herz legte. Traumstrände, ganz leer!
Damit hatte er uns natürlich im Sack, also fuhren wir noch ein wenig weiter und
suchten uns ein Plätzchen in der Nähe von Paestum, südlich der Amalfiküste.
Wir sind jetzt offenbar in eine Gegend vorgedrungen, wo man sich nicht mehr
mit "Buon giorno" oder "Ciao" begrüßt, sondern mit "Salve". Habe akute
Lateinunterricht-Flashbacks und das ist meiner Urlaubsentspannung wirklich
gar nicht zuträglich...
Der Stellplatz direkt am Strand gehörte zu einem kleinen, familiären Campingplatz,
mit vielen italienischen Dauercampern, die nur am Wochenende kamen und
(fast) komplett ohne irgendwelches Animations-Trallafitti. Ein Traum!
Warum man auf einem minikleinen Campingplatz mit buckeligen Schotterwegen
zur Fortbewegung dringend einen E-Roller braucht, erschließt sich vermutlich auch
nur Deutschen.
Überhaupt ist die Gegend zum Entspannen perfekt. Es gibt unzählige kleine
Campingplätze entlang der Küste, allerdings ansonsten quasi null Infrastruktur.
Selbst nach einem Supermarkt mussten wir lange suchen.
Feierabend -- Aussicht vom Abendbrottisch. Wenn bei Capri die rote Sonne und so...
Naja fast. Ist eher hinter Positano, die Sonne. Capri ist da ganz links.
Aber jedenfalls ist die Amalfiküste inzwischen wieder aus dem Dunst aufgetaucht. -- Nochmal Feierabend. -- Ausblick aus dem Kinderzimmer.
Das war aber auch völlig egal, denn wir wollten eh bloß rumgammeln,
lesen, Sonne tanken und endlich mal eine Pizza essen. Faulsein in seiner maximalen
Ausprägung. Wir waren so nahe am Wasser, dass ich es mir sogar gespart habe,
mit an den Strand zu gehen und meine gemütliche Liege neben dem
Wohnmobil kaum verlassen habe.
Liege im Bett, Wind zieht durch und direkt unter meinem Fenster schlagen die
Wellen so fest auf den Strand, dass das Wohnmobil gelegentlich wackelt.
Ab und an kreischt eine Möwe. Ein Traum. Aber das Allerbeste: die
Bettdecke riecht nach zuhause. Ist ja auch meine :) #camperlife
Und wegen der Pizza - tatsächlich hat Fernando, der Campingplatz-Chef,
an einem Abend seinen Pizzaofen angeworfen und
ich wage zu behaupten, dass ich dort eine der besten Pizze ever gegessen habe.
Auch an anderen Abenden hatte man dort die Möglichkeit, Essen abzugreifen.
Einfach mit einer Schüssel ins Kioskzelt marschieren, schauen, was
Fernandos Frau heute für die Camper gezaubert hatte, die Schüssel
füllen lassen und dann mit den Füßen im Sand aufessen. Liebe!
In Zukunft nur noch Süditalien :)
Auch die Temperaturen waren hier sehr viel angenehmer bzw. vermutlich einfach
besser zu ertragen als in den Städten, denn es wehte teilweise ein ganz schön
ordentliches Lüftchen.
Ich(!) habe die letzten drei Tage völlig klaglos kalt geduscht und mehr
muss man über die Temperaturen hier gar nicht wissen.
Nach zwei/drei Tagen exzessiver Faulheit erwachte dann allerdings wieder unsere
Neugier und wir machten uns auf, die sagenumwobene Amalfiküste
zu erkunden.
Nächste Woche dann in diesem Theater....