"Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?"
Frau Brüllen fragt das an jedem fünften Tag des Monats und wer mag, schreibt fleißig mit.
Die übrigen WMDEDGT-Einträge findet Ihr wie immer später hier.
6 Uhr: Der Wecker klingelt. Diese Woche ist für beide Kinder Präsenzwoche in der Schule,
die erste seit März für die Missi, zum Glück wenigstens eine kurze und auch mit weniger
Stunden. Früh aufstehen ist nicht mehr unsere Kernkompetenz ;-)
Nächste Woche dann wieder zuhause und so wechselt das bis zu den Ferien weiter,
sprich: noch zwei Wochen früh aufstehen bis zu den Sommerferien.
Ich bleibe noch ein bisschen liegen und lausche dem Vogelkonzert draußen.
6.30 Uhr: Frühstück vorbereiten und zwischendurch die Missi wecken, die
noch duschen möchte. Kurze Runde über den Balkon, zwei Erdbeeren essen, feststellen,
dass die Tomaten blühen und die Regentonne kontrollieren.
7 Uhr: Frühstück für die Kinder, der Mann kommt dazu und fährt dann
zur Arbeit. Ich überlasse die Kinder ihren Broten und verziehe mich ins Bad.
7.30 Uhr: Kurz noch den Tagesplan klären, dann Abfahrt.
(Schulbus ist gestrichen bis zu den Ferien, Indoorveranstaltungen wird
es hier bis auf weiteres nur geben, wenn sie unvermeidbar sind.
Also Schule ja, Schulbus nein. Muss ja nicht. Die paar Tage kriegen wir auch
so hin.) Die Große fährt, Ehrensache. Anfang der Woche hat sie endlich ihren
Führerschein gemacht, nachdem im März unmittelbar vor ihrer Prüfung
der Lockdown zuschlug und sie sich viele, viele Wochen gedulden musste
bis zu einem neuen Termin. Seitdem sehe ich mein Auto nur noch von
der Beifahrerposition und das ist entspannter, als man sich das
gemeinhin so denkt, denn sie fährt wirklich gut. Die Gene ;-)
7.39 Uhr: Punktlandung an der Schule. Die Missi muss sich Punkt 7.40 Uhr
in ihrem Planquadrat auf dem Schulhof einfinden. Ich wechsle auf den
Fahrersitz, starte meinen aktuellen Podcast und fahre wieder nach Hause.
Erst mal Frühstück und Zeitung.
8.10 Uhr: Lüften, kleine Aufräumrunde durchs Haus und dann
geht es in die Gartenwohnung, die wir seit der Schulschließung konsequent
entrümpeln, weil die Große dort im Sommer gerne einziehen möchte.
Das Bad hat sie schon gestrichen, das künftige Wohn-/Schlafzimmer ist
leer und in den letzten beiden Tagen habe ich als Folge dessen die Waschküche
ebenfalls komplett entrümelt und durchsortiert. Jetzt leere ich nur schnell
den Trockner und befülle ihn mit der für den frühen Morgen programmierten
Wäsche und freue mich wie Bolle über die perfekte Ordnung um mich herum.
9.30 Uhr: Ich habe eine ganz kurze Runde durch die Weinberge gedreht und setze mich
jetzt mal an den Schreibtisch. Bisschen Buchhaltung, Essensplan fürs Wochenende,
Einkaufszettel, Bloggen und nebenbei lasse ich mal den neuen Schweinsteiger-Film
laufen, der seit heute abrufbar ist. Große Tasse Kaffee ("Kaffee" natürlich, hier gibts
ja nur Getreidekaffee für mich) dazu und auf geht's...
10.30 Uhr: Die Große hat schon wieder frei, geht aber noch mit dem Freund mit,
ich muss sie also nicht abholen. Stattdessen nähe ich noch schnell eine neue
Maske und sortiere einen Korb voll Socken weg. Seit hier quasi jede*r nur noch
graue oder schwarze Socken hat und alle ja auch irgendwie in ziemlich ähnlichen
Größen, ist das wirklich eine undankbare Aufgabe...
11 Uhr: Ich breche mit dem Einkaufszettel zum Laden auf, unterwegs fällt
mir ein, dass ja Freitag ist und ich freitags keinefalls mehr einkaufen gehen wollte,
aber ich hatte den Wochentag echt nicht auf dem Schirm. Tjanun. Ist dann aber
gar nicht so schlimm im Dorfsupermarkt, ich brauche nicht viel und bin
schnell wieder raus. Auf dem Weg weiter Podcast hören (ganz ungewohnt, mal
so alleine im Auto ;-), zuhause alles verräumen und Mittagessen kochen.
12.10 Uhr: Bratkartoffeln warten auf dem Herd, Gemüse ist fertig und
Bratkäse im Ofen. Jetzt schnell die Missi abholen...
12.30 Uhr: Wir essen, die Missi erzählt von der Schule und verschwindet dann
schnell, um sich umzuziehen. Sie hat heute eine Reitstunde im Reitbeteiligungsstall,
das sind immer echte Highlights. Allerdings wurde sie spontan eine Stunde vorverlegt
und wir müssen uns nun echt sputen. Ich verräume die Reste vom Mittagessen und
suche dann lange nach einer Jacke - offenbar habe ich länger keine mehr gebraucht.
13.15 Uhr: Die Missi hat ihren Kram ins Auto geräumt (inzwischen hat sie einen
gutgefüllten Spind in der Garage, weil ich - und besonders die Große - das ganze Zeug
nicht mehr im Haus rumfliegen haben wollte) und wir können starten. Erst mal
die Große abholen. Vorm Haus des Freundes wechsle ich schon fast automatisch
auf den Beifahrersitz und sie fährt uns ganz routiniert durch Stadtverkehr und
über Feldwege zum Stall. Dort lassen wir die Missi und ihren Krempel raus
und fahren ganz in die Stadt rein, denn das Kind plagt Hunger. Da die
Parkhäuser alle belegt sind (*dreikreuzemach* - im Parkhaus hätte ich dann
vermutlich doch ordentlich geschwitzt! Und *wtf* - was machen denn die
ganzen Leute in der Stadt??) halten wir irgendwo am Straßenrand, wo ich
das Auto bewache und die Große im Regen verschwindet, um sich einen
Salat, eine Bowl oder sonst was ausnehmend Gesundes beim bevorzugten
Dean&David zu organisieren.
14.30 Uhr: Ich habe inzwischen einen Salat auf dem Schoß, während die Große
den Weg zurück zum Stall sucht und findet. Inzwischen regnet und stürmt es und ich
bin ein bischen neidisch, dass die Große jetzt im Auto gemütlich ihren Salat essen darf,
während ich mich durch das Usselwetter in die Reithalle kämpfe.
15.10 Uhr: Die Missi ist fertig und fröhlich wie immer, wenn sie Zeit mit den Pferden verbracht
hat. Und ziemlich matschig ist sie auch. Wir verfrachten sie vorsichtig auf die Rückbank
und wo wir schon mal unterwegs und die Große so gut in Fahrt ist (im wahrsten Sinne des
Wortes) beschließen wir, jetzt auch noch hinter den sieben Bergen das neue Inhalations-
Rezept für die Missi beim Kinderarzt abzuholen. Der Weg dorthin (und vor allem von dort
nach Hause) ist bergig und kurvig, das hatten wir heute noch nicht ;-)
15.30 Uhr: Eingeparkt, Rezept abgegriffen, ausgeparkt. Das ging zackig. Und wo wir
schon mal dort oben sind, halten wir auch noch beim Bäcker (nochmal einparken!!),
denn dort gibt es freitags immer herrlichen, ganz klassischen Hefe-Nusszopf -
Gelegenheiten muss man nutzen und so spare ich mir morgen das Backen.
Die Missi begleitet mich auf der Suche nach einem genehmen Teilchen und
bereut es vermutlich in dem Moment, als ihr beim Einsteigen der Sturm die Tür aufs
noch nicht eingestiegene Knie haut. Autsch. Es wird auch gleich dick, wie gut,
dass sie schon Reiten war...
16 Uhr: Wieder zuhause, halleluja.
Beide Kinder werfen sich quasi umgehend auf ihre Betten, das Knie wird noch
eingeschmiert, sieht aber nur so mittelwild aus, dann verziehe auch ich mich
mit einem Kaffee ("Kaffee"), den ersten beiden Zopfscheiben und einem Buch
unter meine Decke auf dem Sessel. Ist das kalt heute!
17 Uhr: Der Paketdient klingelt und bringt ein heißersehntes Klamottenpäckchen für die
Große, die immer noch wächst und nach so vielen Wochen ein bisschen
trockengelaufen ist, besonders, was Sommersachen betrifft. Außerdem ist ein großes,
schweres Paket angekommen, gerade pünktlich, damit der Mann und die Große morgen
etwas zu tun haben: zwei breite, schwarze Tischkufen, mit denen sie am Wochenende einen
großen, kombinierten Ess-/Schreibtisch für die Große bauen wollen. Tolle Stühle hat sie
neulich schon in den online-Kleinanzeigen erstanden, fehlte nur noch ein passender Tisch.
Dort unten steht zwar ein Esstisch, den der Mann und ich zur Hochzeit geschenkt
bekamen und der im Zuge der Küchenrenovierung weichen musste, weil er zu groß war,
allerdings gefällt der der Großen nicht. Beziehungsweise, die Tischplatte ist richtig,
richtig toll, aber aus unerfindlichen Gründen liegt die grobe, dicke Platte auf
ziemlich filigranen, gedrechselten Füßen, die noch dazu nicht die gleiche Farbe
haben wie die Platte - irgendwie ein ziemlich krasser Silbruch, der auch den
Mann und mich schon immer gestört hat. Aber es ist halt ein sauteurer Tisch, die
Platte ist ein Traum - und nun bekommt sie eben nach 20 Jahren endlich
passende, ebenso massive Füße. Wenn das klappt, wie geplant, wird das
ein Traumtisch, bei übersichtlichem finanziellem Einsatz :-)
Vorfreude macht sich breit. Wenn das so weitergeht, will ich am Ende
da unten einziehen.
17.50 Uhr: Wir müssen schon wieder los. Da die Gastronomie ja mehr und mehr
wieder öffnet, muss auch die Große nun wieder zu ihrem Job antreten. Eine
Tatsache, die mich nur so mittelglücklich macht, denn Gastro-Service, indoor,
und das Gegenüber trägt keine Maske, das ist ja nicht so richtig toll unter
Infektionsgesichtspunkten. Wir müssen da noch ein wenig drauf rumdenken,
solange muss es die FFP3-Maske richten...
18.30 Uhr: Der Mann ist da und repariert als erstes Mal provisorisch das
Sonnensegel, das der Sturm über Mittag an einer Ecke losgerissen hat.
Jetzt gibt es schnelles Abendessen für uns verbliebene drei,
ganz schlampig auf der Couch und vor dem Fernseher, schließlich ist
die Große nicht da, die uns sonst ganz sicher dafür rügen würde.
22.30 Uhr: Der Mann, die Missi und ich haben jetzt den Schweinsteiger-Film geschaut,
mit einem unfreiwilligen Spannungsmoment, als ich dem Mann was zeigen wollte, er
sich aufrichtete und da leider, leider mein Handgelenk unter seinem Ellbogen war, auf dem
er sich aufstütze. Es knirschte ganz fürchterlich, ich habe die Hand jetzt mal anderthalb
Stunden nicht bewegt und habe langsam die Hoffnung, dass das Gelenk doch
nicht gebrochen ist. Püh. Das wärs noch gewesen.... Zwischendrin hat der Mann
noch die Große vom Job abgeholt, deswegen sind wir auch jetzt erst fertig.
Die Missi ist ins Bett verabschiedet, die Große wird sich vermutlich gleich
noch was kochen und ich denke, für uns ist jetzt auch Feierabend.
Samstag ist für den Mann schließlich auch ein Arbeitstag, wenn auch ein
abgespeckter. Gute Nacht!