31. August 2023

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 Kein Sommer ging jemals so schnell vorbei wie dieser, soviel ist mal klar.

Nach dem Wochenende beginnt die Schule wieder, daran werden wir nichts ändern können, aber für das Wetter habe ich zumindest noch Hoffnung :) Wir waren ein paar Tage mit den „Kindern“ an der Côte d‘Azur und danach noch ein paar weitere Tage an der wirklich glutheißen Ardèche und seither bin ich damit beschäftigt, meinen Körper wieder mit normalen mitteleuropäischen Temperaturen vertraut zu machen. Noch ziert er sich ein wenig, ich arbeite schon wieder mit Decke und Wärmflasche… So faul tiefenentspannt wir im Urlaub waren, so produktiv war unser restlicher Sommer, in Haus und Garten vor allem. Diese Woche habe ich aber immerhin begonnen, die Kleine Werkstatt zu entstauben und stehe in den Startlöchern - ich freue mich drauf!

Urlaubsfotos bekommt Ihr auf jeden Fall auch noch zu sehen, aber eventuell hebe ich mir das wieder für die grauen Herbsttage auf, wenn ich am liebsten gar nicht mehr aus meinem Sessel aufstehen möchte…


5. August 2023

Tagebuchbloggen { 5. August 2023 }

    "Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?"

Frau Brüllen fragt das an jedem fünften Tag des Monats und wer mag, schreibt fleißig mit.

Die übrigen WMDEDGT-Einträge findet Ihr wie immer hier.

 4 Uhr: Ferien UND Samstag, der Wecker klingelt trotzdem unbarmherzig. Die Missi hat heute Turnier (und morgen, danke für diese Planung, bisher waren die beiden relevanten Prüfungen eigentlich immer an einem Tag…) und der Dreisatz aus Entfernung zum Turnierort und Startzeit hat eine ganz unbarmherzige Aufstehzeit ergeben. Eigentlich sind wir jetzt schon eine Viertelstunde zu spät, aber Wecker VOR vier geht wirklich gar nicht. Kurzes Gemurmel mit dem Mann, der aber gleich weiterschläft, schließlich ist Samstag ein ganz normaler Arbeitstag für ihn. Und wenn ich zwischen Turnier und Büro im Urlaubsendspurt (wir könnten tauschen) entscheiden muss, wähle ich dann doch sehr freiwillig das frühe Aufstehen. Wir haben noch nicht mal geknobelt ;) Schnell die Missi wecken und dann das mittlerweile immerhin recht routinierte Morgenprogramm abspulen…

4.30 Uhr: Angezogen, geschminkt, Sandwiches gestapelt. Für mich ein Müsli und einen Kaffee zusammengerührt und alles eingepackt. Zum Essen bleibt jetzt noch keine Zeit, außerdem hätte ich dann spätestens um zehn schon wieder tödlichen Hunger, und um diese Zeit gibt es selbst auf den besten Turnieren noch keine Pommes ;) Mit Blick auf die Temperaturen kommt auch noch eine weitere Jacke dazu. Immerhin ist kein Regen angesagt, zumindest so lange, bis die für uns relevanten Prüfungen durch sind. Jetzt alles schnell ins Auto. Ganz wichtig: Turnierjackett immer schon abends an die Haustür hängen, damit es auch wirklich dabei ist. Den Rest (weiße Hose unter Jogginghose, weißes Shirt) hat die Missi an oder er liegt schon im Stall parat (Stiefel, Helm, weiße Handschuhe). Die Missi ist fertig, auf geht’s. Draußen ist es stockfinster, neblig und insgesamt recht herbstlich. Was soll das?

4.45 Uhr: Am Stall. Die Missi verschwindet, ich gönne mir noch zwei Minuten für den ersten Schluck Kaffee und programmiere derweil das Navi. Wir haben heute für zwei Mädels nur zwei Ponys dabei, das heißt, dass ich keinen Hänger an den Stromer hängen brauche (der das übrigens ganz wunderbar bewältigt, auch in der Eifel, obwohl „nur“ ein Golf. Meist sind wir ziemliche Outsider zwischen den ganzen fetten SUVs und Transportern, wurden aber auch schon mal von einem Mini(!) getoppt ;) Morgen dann allerdings schon, also Hänger ziehen, bei angesagtem Dauerregen und zweifelhaftem Parkplatz. Das könnte unerfreulich, äh… spannend werden. Was jetzt in der Stunde bis zur Abfahrt passiert: Pferde füttern, kontrollieren, ob sie über Nacht keine neue Flecken bekommen haben (bei Schimmeln oder Schecken besondere Herausforderung, vielen Dank auch!) Turnierzöpfe einflechten, verladen. Unsere Pferde sind ja nur gelegentlich mal unterwegs, stehen sonst rund um die Uhr auf der Wiese, wenn sie nicht arbeiten und sehen das eher als nette Abwechslung von vielen, also kein Problem.

5.45 Uhr: Nochmal abfragen, ob wirklich alles an Bord ist, dann sortieren wir uns hinter dem Hänger ein und fahren los. Heute geht es in die Eifel, zumindest für mein Gefühl, Moselhinterland meinetwegen, Zeit genug für einen Kaffee und Frühstück für die Missi. Die behält auch die Pferde vor uns im Auge (die schauen raus, mümmeln Heu und chillen), schminkt sich nebenbei und steckt sich den obligatorischen Dressurreiter-Dutt in den Nacken. Nur weil sie das alles jetzt erledigen kann, reichte uns heute morgen übrigens die halbe Stunde zwischen Aufstehen und Losfahren ;) Draußen ist es immer noch enorm neblig.

7 Uhr: Angekommen, hoch oben über dem Nebel. „Der Parkplatz dient zur Futtermittelgewinnung“ stand auf dem Zeitplan, sprich: Wir stehen auf einer saftigen, grünen Wiese. Direkt nebenan Kühe, man sieht förmlich, wie unseren Ponys das Gesicht entgleitet. Kühe gibts bei uns nicht, nur Rehe, Hasen und Wildschweine, denen man gelegentlich beim Ausreiten begegnet ;) Jedes zweite ankommende Auto fragt den Ordner als erstes „Komme ich hier ohne Allrad wieder raus?“ Sehr berechtigte Frage und ich denke jedesmal „Heute schon.“ Für morgen sehe ich für mich und meinen Hänger allerdings schwarz. Es ist jetzt schon klatschnass, nur vom Nebel, und eben einfach sehr viel Wiese, keine Steppe wie bei uns. Der Rest der Truppe (wir sind heute zwei Reiterinnen und fünfmal Crew, kleine Besetzung) begeht die Örtlichkeit, ich frühstücke endlich auf der Kofferraumkante und genieße den wirklich gigantischen Ausblick über Eifel- und Nebelfelder. Hier ist alles noch so knallgrün, fantastisch.

7.15 Uhr: Pferde ausgeladen, eines wird auch gleich fertiggemacht. Da es echt kalt und an den Füßen auch schon latent nass ist, gehe ich mit zur Abreitehalle, dort ist es noch recht leer, wir sitzen warm, trocken und haben viel zu schauen. Die Missi erledigt Handreichungen für ihre Stallkollegin, wenn sie nachher dran ist, wird es umgekehrt laufen. Die Mädels sind da inzwischen ziemlich autark und eingespielt, das ist auch das Ziel. Wir sind ja schließlich zum Vergnügen hier und irgendwann machen sie das dann ganz ohne uns. Der erste Führerschein ist schon in Arbeit ;) Was sofort auffällt: Alle so wahnsinnig nett und freundlich hier, man fühlt sich direkt wohl.

8 Uhr: Die erste Prüfung startet, die Stallkollegin ist gleich als erste dran, danach übernimmt die Missi Mr.Psycho (uneingeschränkt liebevoll gemeint!), der hat jetzt Pause und darf zur Belohnung die saftig grüne Wiese genießen. Hat er gut gemacht. Die Stallkollegin steigt direkt aufs nächste Pferd, sie ist gleich nochmal dran…


9.30 Uhr: Eine Stunde Pause für Mr.Psycho, der hier mal wieder seinem Namen alle Ehre macht und sich aufführt, als sei er ganz alleine auf der Welt - jedes wegreitende Pferd vermisst er lautstark, jedes zurückkehrende wird begrüßt wie der lange verschollene beste Freund. Anstrengend. Aber auch sehr lustig. Ich mag den einfach wahnsinnig gerne. Jetzt kommt der Rest der Crew zurück, erste Prüfung beendet. Platzierungen für beide Pferde und ihre Reiterin, ein toller Start. Die Missi steigt in Jackett und Helm, das Pony wird wieder gesattelt, weiter geht’s. 

10 Uhr: Ich sitze wieder in der Abreitehalle, bepackt mit Jacke, Wasser, einem Lappen, einem Paar Gamaschen und zwei Handys. Love it. Zwischendrin reiche ich Wasser, halte die Zeit im Auge, sage Zwischenstände an. Läuft solala hier, wenn Mr. Psycho keinen Totalaussetzer hat, könnte das ganz gut werden für die beiden.

10.30 Uhr: Die Missi wechselt raus ins Viereck, geht gleich los. Inzwischen scheint die Sonne sehr schön warm auf meine Bank am Rand, sehr chillig, aber die Musik hier killt mich. „Nein, sorg Dich nicht um mich, Du weißt, ich liebe das Leben. Und wein ich manchmal noch um Dich, das geht vorüber sicherlich.“ *träller* Vicky Leandros. Aaaaahhh, ernsthaft? Mr. Psycho scheint es aber zu gefallen, die beiden legen eine ordentliche Runde hin (also, ich kann da ehrlicherweise wenig mehr zu sagen als “Sah schön aus“ oder „Sah nicht so schön aus“ - damit ich Fehler in der Aufgabe erkenne, müssen es schon grobe Schnitzer sein - aber die anderen fanden es gut ;) und sind aktuell Zweite. Kommen auch nur noch fünf, so richtig viel kann da nicht mehr anbrennen, platziert sind sie in jedem Fall. 

10.45 Uhr: Siegerehrung. Handschlag, Schleife, Medaille, Preis, eine Ehrenrunde im Galopp, Foto, Feierabend. Vierte sind sie geworden, von paarundzwanzig, das ist super. Danach geht es immer ganz schnell: Absatteln, Belohungsmüsli (fürs Pferd ;), Aufladen, weg. Um

11 Uhr sind wir auf dem Heimweg. Die Missi macht, was sie in jeder Lebenslage kann: 
Ein Nickerchen :)

12.15 Uhr: Zurück am Stall. Ich fahre sofort weiter, die Missi muss noch Ausladen, Pony versorgen, ein anderes Pferd reiten und dann in Wiederholungsschleife den nächsten Turniertag morgen vorbereiten.

13 Uhr: Zuhause. Der Mann ist auch schon da und hat den Grill angeworfen, es gibt Parmesan-Spaghetti, Rumpsteaks und Gartenzucchini. Es ist nur so mittelidyllisch (die Große und der Freund dübeln Regale in die Wand, irgendein Nachbar hat scheinbar noch nie von Ruhezeiten gehört und mäht sehr ausdauernd seinen Rasen), aber trotzdem sehr schön. Endlich wieder Sonne. Wochenende! Bis morgen früh um halb vier. 

16 Uhr: Ach nein, doch nicht. Da war noch was. Nach einem Stündchen auf der Couch erledigt der Mann jetzt Kram im Haus und ich sitze am Schreibtisch über der Steuererklärung. Und Bürokram liegt da auch noch. Ich vermute, das wird sich heute deutlich besser wegarbeiten lassen als morgen, nun denn… Hilft ja nix.

18 Uhr: Zwei Stunden durchgezogen und sagen wir mal so: Den Rest kann ich auch morgen nachmittag noch halbkomatös im Sessel erledigen. Hoffe ich. Der Mann hat zwischenzeitlich unser Sonnensegel am Balkon gefixt, das nach dem krassen Sturm zur Wochenmitte leicht lädiert durchhing. Ich habe ihm dann auch erst hinterher gesagt, dass es morgen schon wieder winden soll ;) Jetzt kommt er mit der Missi nach Hause, die er abgeholt hat. Ich wärme ihr schnell Essen auf, verhungert, verhungert, und starte dann eine helle Wäsche, auf dass sie die Turniersachen morgen wieder in weiß tragen kann und nicht in rotbraun. Nicht, dass sie nicht noch eine Hose hätte. Aus Gründen, die ich vergessen (oder einfach nicht verstanden) habe, muss es aber dieselbe wie heute sein. Zum Glück ist das alles so schnelltrocknendes Zeug, sonst könnte es knapp werden bis vier heute Nacht…

19.30 Uhr: Noch ein bisschen Haushalt erledigt, jetzt Wäsche aufhängen. Der Mann wärmt die letzten Rest vom Grillen auf, ich bin noch satt. Couch - das einzige, wonach mir jetzt noch der Sinn steht.

21.30 Uhr: Erstaunlich gut durchgehalten, aber jetzt Buch, Bett, Feierabend. Suche übrigens immer noch verzweifelt nach der einen Wettervorhersage, die mir verspricht, dass es morgen vielleicht wenigstens nicht ganz so schlimm wird wie erwartet…