"Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?"
Frau Brüllen fragt das an jedem fünften Tag des Monats und wer mag, schreibt fleißig mit.
Die übrigen WMDEDGT-Einträge findet Ihr wie immer hier.
6 Uhr: Mein Wecker klingelt. Heute müssen beide Kinder in die Schule.
Die Große allerdings erst irgendwann später zum Testen, die ersten
drei Stunden fallen aus. Ich stehe auf. Draußen ist es schon
schön hell, das Wetter ist scheinbar besser als angesagt.
Ich schiebe Brötchen in den Ofen, spüle unser Sprossenglas und scrolle
mich dann durch die Nachrichten der Nacht.
6.30 Uhr: Ich wecke die Missi und nötige sie gleich an den
Frühstückstisch, denn in den letzten Tagen hatte sie wieder
vermehrt mit Kreislaufproblemen zu tun. Auch heute morgen
ist sie ein bisschen käsig um die Nase, was sich nach einer
ordentlichen Portion herzhaftem Porridge schnell gibt.
Sie verschwindet nach oben und macht sich fertig,
während ich Brotdosen packe und für die Mittagspause der
Großen einen Hirsesalat zusammenrühre.
7 Uhr: Der Mann ist auf und während wir in der Küche schwätzen,
fällt mir auf, dass ich die Missi ja heute zur Schule bringen muss.
Bin ich gar nicht mehr gewohnt, denn an den paar relevanten Tagen
kann sie eigentlich immer die Große mitnehmen. Schon sehr
praktisch. Ich ziehe mich schnell an und husche durchs Bad.
7.30 Uhr: Wir müssen los. Immerhin ist das Auto nicht zugefroren, da
muss man ja schon froh sein... Ich lasse die Missi an der Schule raus
und fahre auf direktem Weg wieder nach Hause. Mein Gefühl sagt mir,
dass ich unsere Jüngste heute schneller wiedersehen werde, als man
erwarten sollte. Jahrelange Erfahrung ;-)
8 Uhr: Frühstück für mich. Die Zeitung dazu lasse ich links liegen und
kümmere mich stattdessen um die To-Do-Liste des heutigen Tages
und ein paar emails. Danach ein bisschen Haushalt, das übliche.
9 Uhr: Auf geht's in die Kleine Werkstatt. Ich habe mir gestern schon
alle Näharbeiten für heute zugeschnitten zurechtgelegt, so mag ich das
am liebsten. Direkt loslegen. Und zwar ziemlich exakt bis...
9.30 Uhr: ... dann klingelt das Telefon, die Schule, guten Morgen, die
Missi bittet darum, abgeholt zu werden. Ich sollte es doch dringend
mal mit Hellsehen versuchen. Ich schwinge mich also erneut ins Auto,
bin fünf Minuten später an der Schule und zehn Minuten später
wieder zurück. Die Missi haut sich in ihre Jogginghose, legt im Bett
die Beine hoch und ist unmittelbar ein neuer Mensch. Ich versorge sie
mit ihren Reittheorie-Büchern (in drei Wochen ist Prüfung!) und
schnappe mir die Dreckwäsche - von der Großen hat man noch so
gar nichts gehört, mal schauen, ob sie schon wach ist.
10 Uhr: Ist sie und frühstückt auch gleich mal ihre Brotdose weg, denn
zu den drei Stunden Ausfall sind inzwischen noch vier dazugekommen,
so dass sie vormittags nur drei Stunden und nachmittags gar nicht
mehr in die Schule muss. Es lebe der Präsenzunterricht! Ist doch viel
besser, wenn der Unterricht mal wieder ausfallen kann, so wie es sich
gehört :-p Ich lade eine Maschine Wäsche und schaue nach der Missi,
die sich inzwischen schier verhungert. Ihre Brotdose und ein halbes
Pfund Nudeln später steht sie wieder stabil auf den Beinen und
kümmert sich erst um Ordnung in ihrem Zimmer und dann um den
versäumten Unterricht.
11 Uhr: Die Post war da, die Große ist in der Schule und ich sitze
mittlerweile wieder an meiner Arbeit in der Kleinen Werkstatt.
12.30 Uhr: Ein paar Gedanken ans Mittagessen verschwenden wäre mal
eine Maßnahme... Wir haben noch Gemüsereste von gestern, die brate ich
zusammen mit ein bisschen Hühnchen und Reis. Perfekte Restepfanne.
Die Missi und ich essen gleich, wir sind beide schon wieder hungrig.
Das Kind ist wieder topfit. Wird Zeit, dass diese Phase mal wieder
vorbei ist - die Große hatte das in dem Alter auch, wenn sie viel gewachsen
ist und von mir selbst kenne ich das auch noch. Überflüssig.
Dauert zwei/drei Wochen, dann ist der Kreislauf wieder stabil.
13.15 Uhr: Die Missi zieht sich um, ich leiste der Großen beim Essen
Gesellschaft, die inzwischen wieder zuhause ist. Jetzt habe ich auch
endlich mal Zeit und (leidlich) Muße für die Zeitung.
14 Uhr: Allgemeiner Aufbruch. Die Große verschwindet in ihrer Wohnung,
die Missi lädt ihre Reitsachen ins Auto und wir machen uns auf den Weg in
den Stall. Seit dem späten Vormittag stürmt es wieder wie blöde und
jetzt ziehen auch tiefschwarze Wolken auf. Als wir am Stall ankommen,
beginnt es zu hageln, die Pferde sind alle weiß getüpfelt.
Hilft aber alles nix, die Missi hat gleich eine Vorbereitungsstunde für
ihre Reitabzeichen-Prüfung. Netterweise hat irgend jemand ihr Pferd schon
reingeholt, so dass sie sich im Sturm nicht noch bis zu den Koppeln
durchkämpfen muss.
15 Uhr: Während die Missi putzt, sattelt und trenst, klart es minimal auf,
so dass ich doch noch eine klitzekleine Runde über die Felder wage. Den
Rest der Zeit verbringe ich dann aber doch lieber auf der Empore der Reithalle,
wo ich ganz alleine die Runden der beiden Reiter*innen beobachten kann.
Unser Stall ist ja keine Reitschule, das heißt, dort kann nur reiten (und ggf.
Unterricht buchen), wer ein eigenes Pferd dort stehen hat. Oder eben eine
Reitbeteiligung, so wie die Missi. Dadurch ist dort immer sehr viel
Platz und Luft, sich auch in Pandemiezeiten ordentlich aus dem Weg zu gehen.
Sogar an Tagen wie heute, wo die riesigen Fenster der Halle alle geschlossen
sind. Aus gutem Grund, denn zwischendrin donnert und regnet es draußen
ziemlich wild.
16.30 Uhr: Das Pferd ist versorgt, steht satt, warm und trocken - wir
können nach Hause. Auf dem Rückweg bringen wir noch den Biomüll
und ein paar Päckchen weg. Die Missi ist zufrieden mit ihrer Leistung
und plant nun den Rest des Tages.
17 Uhr: Wieder zuhause. Das Auto der Großen ist nicht da.
Beim Freund ist sie, teilt mir kurz darauf das Handy mit.
Ich schicke die Missi unter die Dusche und räume noch ein letztes
Mal Wäsche aus der Waschmaschine in den Trockner.
19 Uhr: Die Missi hat was für die Schule getan und ich habe
nochmal zwei Stunden genäht. Jetzt kommt der Mann nach Hause und
auch die Große ist wieder aufgetaucht. Zum Abendbrot gibt es den
ursprünglichen Mittagspausen-Hirsesalat und dazu ein paar
aufgebackene Käsebrezen.
20 Uhr: Ich beginne hier zu schreiben, die Kinder und der Mann
gammeln auf der Couch und gucken irgendwelchen wechselnden
Quatsch. Jetzt aber erst mal Nachrichten.
21 Uhr: Beide Kinder verziehen sich, denn wir müssen jetzt Fußball
schauen ;-) Das zweite ChampionsLeague-Halbfinale für diese Woche,
kann ich völlig emotionslos schauen, denn da ist wirklich so gar keine
Mannschaft unter den letzten Vier, für die ich irgendwelche Gefühle
aufbringen könnte. Auch mal schön. (Gestern in Manchester mussten sie erst
mal den Schnee vom Spielfeld kehren, bevor es losgehen konnte. Am vierten Mai...
Alle irre, sogar das Wetter.) Ich sticke nebenbei ein bisschen - also eher
probiere ich nur verschiedene Stiche aus. Macht aber Spass.
Großen sogar.
23 Uhr: Feierabend, aber sowas von.
Außer für die Missi, die arbeitet noch ein paar offene Aufträge ab und
schreibt Lernzettel. (Selbstverständlich jagt in den kargen Präsenztagen
eine Arbeit die andere (das Seelenheil der Kinder!!), aber das Gröbste
haben sie nun hinter sich.) Noch fünf Außer-Haus-Schultage bis
zu den Pfingstferien - aber morgen nicht, deswegen lasse ich sie
machen. Allerdings begrenze ich sicherheitshalber den
Laptop noch auf Mitternacht, denn kreislaufgeplagte Kinder
brauchen definitiv Schlaf...
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