"Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?"
Frau Brüllen fragt das an jedem fünften Tag des Monats und wer mag, schreibt fleißig mit.
Die übrigen WMDEDGT-Einträge findet Ihr wie immer hier.
Es ist Freitag, es ist Lockdown und es regnet - anzunehmen, dass hier
heute wenig bis gar nichts passieren wird...
6.50 Uhr: Ich werde wach, weil, Achtung: draußen die Vögel zwitschern.
Aaaaawww ♥ Definitiv zum ersten Mal in diesem Jahr. Ich liege und genieße.
7 Uhr: Der Radiowecker vom Mann springt an. Wir hören Nachrichten und
noch ein/zwei Lieder, dann steht er auf. Radio aus und "Oh, hörst Du die Vögel?
Es geht aufwärts!" Ich habe es also doch nicht geträumt.
7.30 Uhr: Der Mann ist aus dem Haus, ich habe ein bisschen in den
Nachrichtenseiten gelesen und greife jetzt noch ein halbes Stündchen
zum Buch. Ist ja schließlich Freitag....
8.30 Uhr: Aufgestanden, geduscht und angezogen, jetzt Frühstück.
Kaffee, Müsli und Zeitung, danach der Essensplan fürs Wochenende.
Vielleicht müssen wir heute mal wieder zu Edeka, unsere Vorräte,
die es nur dort gibt (hauptsächlich aus dem wirklich unschlagbaren
laktosefreien Angebot) gehen langsam zur Neige. Hmpf.
9.15 Uhr: Schnell zur Post, ein Päckchen und endlich auch den
Antrag auf weitere Kindergeldzahlung fürs demnächst volljährige
Kind abgeben. Auf dem Rückweg ein paar Schritte zum Durchpusten entlang
der Mosel, die ordentlich Hochwasser führt. Es regnet schon wieder.
Eh klar.
10 Uhr: Ich will gerade die Missi wecken, als ihre Zimmertür aufgeht.
Sie hat letzte Nacht noch alles erledigt, was heute abgegeben werden muss
und muss jetzt erst mal mit ihrer Freundin den GNTM-Auftakt von
gestern durchnehmen. Corona macht, dass sie das diesmal nicht nur
bis zur zweiten Werbepause schauen kann - aber die entspannungssüchtigen
Eltern unterbinden leider auch jeden Versuch, das live von der
Couch zu besprechen. Die Kinder können gleichzeitig gucken und
telefonieren, wird nicht :-p Ich schiebe ihr eine Brezel in den
Ofen und widme mich dann dem Hauswirtschaftsraum-Schrägstrich-
Gästezimmer. So zweimal im Jahr räume ich den Vorratsschrank auf,
heute ist er mal wieder fällig. (Wir haben recht viele Vorräte,
grob an den Vorgaben des BBK, aber noch mehr an unseren Vorlieben
und dem Durchschnittsverbrauch orientiert, und verbrauchen die rollierend,
so dass nichts schlecht wird. Das funktioniert seit Jahren super und hat
uns auch gut über die Mehlkrise des vergangenen Frühjahrs gebracht ;-)
11 Uhr: Wo ich schon dabei bin, sortiere ich noch Kinderklamotten
für den örtlichen Second-Hand-Shop und vereinbare da auch gleich einen
Termin. Ich habe gerade wirklich so gar keine Lust, das Zeug irgendwo
einzeln online zu stellen und es ist auch einfach zu viel.
Die Missi hat inzwischen gefrühstückt und sitzt jetzt an ihrem Schreibtisch,
um mir die ganzen Dateien zu schicken, die heute noch wegmüssen.
Das ist unser Deal: Sie erledigt alles fristgerecht und schickt mir
die Dateien (sie erledigt 90% ihrer Aufgaben auf dem iPad, das hat sich
bewährt), ich übernehme dafür das Zusammenfügen, Komprimieren
und Hochladen. Nach Vollständigkeitsprüfung, inhaltlich muss sie das
selbst tun, sobald das Feedback oder die Lösungen von den
Lehrer:innen kommen. Das funktioniert hier gut und ist kein
Zeitaufwand für mich, der nicht zu bewältigen wäre.
12 Uhr: Nachdem ich jetzt den ganzen Vormittag lang gewartet habe,
dass es mal aufhört, zu regnen, trage ich jetzt die Wäsche halt durch
den Regen in den Keller. Hilft ja nix. Die Große treffe ich noch im
Bett an, aber immerhin hat sie schon gefrühstückt und ein Bürodate
mit dem Mann ausgemacht. Sie ist fertig mit allen Schulsachen und
es wird auch nichts mehr kommen, denn heute ist Elternsprechtag.
Digital, versteht sich. Ich starte die erste Maschine Wäsche und
nehme einen Schwung zusammengelegte wieder mit nach oben.
12.30 Uhr: Gestern hatten wir uns mittags Essen geholt und da es dort auch
eine tolle Feinkosttheke gibt, hatte ich für die Große noch ein Schälchen
Veggie-Lasagne gekauft, die ist da nämlich so richtig, richtig lecker.
Dafür heize ich jetzt den Ofen an, und damit sich das auch lohnt, gibt
es für die Missi und mich Ofengemüse und Fisch. Während das alles
im Ofen vor sich hin schmurgelt, lade ich die Mathe- und Französisch-
Hausaufgaben der Missi hoch, die inzwischen wie versprochen
eingetrudelt sind und fange an, hier zu schreiben.
13.15 Uhr: Wir essen und sichten nebenher die Post. In vier Wochen
sind Landtagswahlen in Rheinland-Pfalz und die Große als
Erstwählerin kann momentan quasi täglich neue Liebesbekundungen
der klassischen Parteien aus dem Briefkasten ziehen. Wahlwerbung
hält sie für so unnötig wie ihre Eltern ("Wozu gibt es Nachrichten?"),
aber immerhin liefert sie reichlich Gesprächsstoff. Während des
Essens kommt ein heißersehntes Pferdepäckchen für die Missi an,
deswegen gibt es mehr Fisch und Gemüse für mich - und immerhin auch
einen ganz kleinen Happen Lasagne ;-)
14.30 Uhr: Ich sitze immer noch am Küchentisch, den die Kinder
leidlich abgeräumt haben und erledige Kram am Laptop. Nebenbei
schreibe ich einen Einkaufszettel. Die Große und ich haben beschlossen,
nächste Woche mal konsequent einen Teil des Gefrierschranks zu
verkochen, denn auch der ist aus Wir-haben-Pandemie-und-man-
könnte-ja-jederzeit-in-Quarantäne-müssen-Gründen ausgesprochen
gut gefüllt. Ziel: nächste Woche einfach mal gar nicht einzukaufen.
Die Missi räumt derweil in ihrem Stallschrank herum, die
neuen Sachen müssen an Ort und Stelle gebracht werden.
15.15 Uhr: Ich habe den Vorratsraum soweit fertig und springe jetzt
zur Großen ins Auto, die schon wartet. Vorher habe ich noch
die Missi instruiert, die letzten liegengebliebenen Aufgabenreste zu
erledigen, aber erfahrungsgemäß wird das eh erst wieder heute abend
passieren, wenn der Mann und ich schon komatös auf der Couch liegen.
Auf dem Weg zum Supermarkt werden wir von einem Fahrradfahrer
vor einer Radarfalle gewarnt. Wir leben wahrlich in seltsamen
Zeiten... Der Pegel Trier kratzt an der Acht-Meter-Marke, das ist
schon ganz schön beachtlich. Die Supermarktrunde erledigen
wir im Schweinsgalopp, trotzdem haben wir am Ende eine
horrende Summe auf dem Bon. Zum zweiten Mal für diese
Woche! Diese Pandemie frisst uns noch die Haare vom Kopf.
Zum Glück hat die Große einen weniger kompakten Kofferraum
als ich.... Aber Einkaufen müssen wir nun wirklich frühestens
wieder an Rosenmontag. Dieses Jahr sollte das ja möglich sein ;-)
16.30 Uhr: Wieder zuhause. Ich belade Trockner und Waschmaschine
neu, die Große verräumt ihre Einkäufe, ich unsere. Die Missi hat
natürlich nichts gemacht und wüsste ich nicht ganz genau, dass sie
das abends nachts zuverlässig erledigt, würde ich jetzt gerne ein
bisschen den Kopf gegen die Wand hauen. Also meinen,
selbstverständlich. Im Gegensatz zu ihr bin ich ja mehr
so der Typ, der alles sofort erledigt, damit es dann aus den Füßen
ist. Die Missi.....äh, nicht so.
17.30 Uhr: Ich habe angefangen, die Liste für den Second-Hand-Shop
zu schreiben. Das geht deutlich schneller als gedacht. Jetzt wollte ich
mich eigentlich an meine Büroarbeit setzen, als mir einfällt, dass wir
eben vergessen haben, Kontoauszüge zu ziehen. Mist. Muss ich
das wohl auf morgen schieben und jetzt im Dunklen putzen.
Naja, das geht dann immerhin schneller...
18.10 Uhr: Der Mann ist zuhause! Schön, so früh, das ist ein
guter Start ins Wochenende :) Wir schleppen ein paar Kisten nach oben,
die wir die Tage noch bei der Großen aus der Wohnung geholt haben und
kümmern uns dann ums Abendessen. Der Mann hat Knödel und Gulasch von
der Oma für die Missi dabei und macht für uns einen Salat. Eine passende
Beilage finde ich im Gefrierfach, hah! Erstes Teil schon mal
aufgebraucht. Die Große hat Besuch vom Freund, die kochen
sich selbst was...
20 Uhr: Wir haben gegessen, ein wenig mit der Missi ferngesehen
und die Abwesenheit der Großen genutzt, um noch ein paar
Geschenkdetails für ihren Geburtstag zu klären. Jetzt Fußball.
Der Mann hat fünf Minuten vor Anpfiff ein DAZN-Probeabo klargemacht,
als er zum wiederholten Mal feststellte, dass Sky die Freitagsspiele eher
nicht so überträgt. In Berlin schneit es wie blöde, brrr, ich bin kein bisschen
neidisch. Außerdem wünsche ich mir so ab der 30. Minute dringend den
Winterball, denn den weißen kann man streckenweise nicht mal mehr
erahnen... Die Bayern freuen sich vermutlich spätestens jetzt, heute nacht
noch nach Katar zur Klub-WM zu fliegen. Da wird zumindest das Wetter
deutlich besser sein.
21 Uhr: Die Missi telefoniert mit einer Freundin und wir haben blöderweise in der
Halbzeitpause begonnen, 25 km/h mit Bjarne Mädel und Lars Eidinger
zu schauen. Ich sag mal so: Das wird wohl noch ein langer Abend...
Jetzt aber erst mal weiter Fußball. In Berlin haben sie offenbar den
Schalter für die Rasenheizung gefunden, es geht weiter mit weißem Ball.
22 Uhr: Spiel vorbei, knapp gewonnen. Irgendwie ein typisches
Freitagabendspiel, bisschen zäh, trotz der Schnee- und Bluteinlagen.
Wir schauen noch die Interviews und switchen dann wieder zum Film.
Die Missi telefoniert immer noch.
23.30 Uhr: Film aus, der Mann macht sich auf ins Bett und knöpft
der Missi dabei noch rasch das Handy ab. iPad braucht sie noch, weil,
man ahnt es, jetzt ihre produktive Schaffensphase beginnt.
Ich bleibe noch ein bisschen in meinem Sessel sitzen, schreibe ein
Blogpost für nächste Woche, der mir im Laufe des Fußballspiels
in den Sinn kam und lese dann noch mein Buch zu Ende.
0.15 Uhr: Hm. Zählt ja eigentlich schon gar nicht mehr zum Fünften.
Jedenfalls werde ich jetzt rasch mal Zähne putzen, der Missi endgültig
das iPad entwinden und dann ganz schnell im Bett verschwinden.
Immer noch der beste Platz auf der Welt!
Es regnet übrigens schon wieder oder immer noch, wer
weiß das momentan schon so genau. Dabei würde ich so
gerne mal wieder die Sterne sehen. Dieser allabendliche Blick
auf das „Alles wird wieder gut“ aus der Unendlichkeit fehlt mir
seit Wochen schon sehr.
Schönes Wochenende und liebe Grüße aus Wien.
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