Die übrigen WMDEDGT-Einträge findet Ihr wie immer hier.
Vorausschicken muss ich, dass es mehr als ein bisschen schwer fällt,
hier so "einfach" an den normalen Blogalltag anzuknüpfen nach einer wirklich
schrecklichen Woche für meine Heimatstadt. Nach dieser unfassbaren Amokfahrt,
die schon alleine deswegen bis ins Mark trifft, weil gefühlt jede jeden kennt und
damit auch immer jemanden, der unmittelbar betroffen ist, scheint einfach
alles andere komplett banal. Geholfen hat mir, auch ganz banal, ein
(sehr langer) Blick auf dieses Plakat, das wir gestern hier aufgehangen
haben. Diese Stadt hat schon soviel erlebt und überstanden, sie wird
auch jetzt wieder aufstehen. Und das Leben geht einfach weiter,
ganz banal... Und wir bleiben trotzdem mit dem Herzen ganz fest bei
allen, für die nach diesem Tag einfach nichts mehr so ist, wie es
mal war.
6.30 Uhr: Ich werde wach, weil der Mann aufsteht.
8 Uhr: Ich werde wach, weil der Mann wieder ins Bett kommt.
Und realisiere: Es ist Samstag, wie schön. Wir können also noch
liegenbleiben und ein bisschen das Wochenende planen und
die Zeit zwischen den Jahren, die wir ja dank Corona zum
ersten Mal seit mindestens 15 Jahren nicht in den Bergen
verbringen werden...
9 Uhr: Der Mann macht Frühstück, ich lese derweil noch ein bisschen.
Während des Frühstücks teilen wir uns die Zeitung, irgendwann
kommt die Missi dazu, begnügt sich aber mit einem Löffel
Restsuppe, auch wenn sie langsam wieder kauen kann.
Am Mittwoch hat sie ihre feste Zahnspange bekommen und es
ging deutlich besser als befürchtet. Aber sie ist ja nicht so die
Frühstückerin und setzt sich lieber an ihre Hausaufgaben.
10 Uhr: Der Mann fährt in die Firma, ich bleibe noch sitzen und
bestelle unsere Lebensmittel für nächste Woche. Auch für
Weihnachten ist schon viel dabei. Kommende Woche wird über die
Weihnachtsregeln für Rheinland-Pfalz entschieden, aber unabhängig
davon werden wir Weihnachten wohl zu viert zu Hause verbringen,
alles andere macht einfach keinen Sinn. Dementsprechend lang ist
auch unser Einkaufszettel und ich bin gewillt, ihn bis Ende
nächster Woche abzuarbeiten. Kein Weihnachtsladengedrängel
für mich, bitte.
11 Uhr: Die Große ist auch aufgestanden und klingelt mich
runter, wo wir ihren Schuhschrank-vor-dem-Steuerungselement-
der-Heizung ausmessen, den sie noch mit Holzbrettern verkleiden
möchte. Außerdem führt sie mir ein paar Klamotten vor, die im Laufe
der Woche ankamen - unter anderem eine noch dickere und sogar
lange(!) Winterjacke. Es ist kalt dieser Tage in der Schule...
12 Uhr: Die Missi packt Weihnachtsgeschenke ein, der Mann kommt
nach Hause und ich koche ein schnelles Shakshuka mit Reis.
13 Uhr: Wir essen, diskutieren die Weltlage, die Weihnachtsbaumpläne
und anstehende To-Do's. Die Missi kruschtelt danach weiter in ihrem
Zimmer, der Mann und die Große schauen mal wieder nach einem Auto
für sie. Auch nur so ein mittellustiger Spaß in Coronazeiten, man kann sich
ja ohne Übernachtungsmöglichkeit nur in einem relativ engen
Radius nach passenden Angeboten umschauen. Und die Große hat
durchaus konkrete Vorstellungen.
14 Uhr: Die Familie bricht auf, einen Tannenbaum zu schlagen.
Traditionell stellen wir den am zweiten Adventswochenende auf,
da wir ja normalerweise gleich nach Weihnachten weg sind. Wir hatten
überlegt, in diesem Jahr noch eine Woche zu warten, aber irgendwie
fand niemand Gefallen an dieser Idee ;-) Ich putze derweil mal kurz
durch und schreibe eine Weihnachtspost-Liste. Die ist lang in diesem
Jahr, wir werden ja Freunde und Familie kaum zu Gesicht bekommen.
15.30 Uhr: Der Baum ist da, zusammen mit drei Paar matschverkrusteten
Schuhen. Letztere bekomme ich zu Gesicht, den Baum noch nicht, der
steht noch im Keller "zum Akklimatisieren, dann hält er vielleicht
länger!" Nun denn, so sei es... Wir trinken Kaffee, der Mann repariert ein
Kochfeld (im Wohnzimmmer, auf der Couch, aaahh!!), das er irgendwo in
der Firma gefunden hat und baut es dann der Großen in der Küche ein,
als Ersatz für (Ur-)Omas uraltes, das wirklich nur noch sehr widerwillig
aufgeheizt hat. Für die induktionssozialisierte Große eine echte
Herausforderung *g* Dann ziehen die beiden nochmal los, um Holz
für das Schuhschrankprojekt zu besorgen. Außerdem brauchen wir
dringend einen neuen Christbaumständer. Vermutlich werden sie auch noch
Autos anschauen. Die Missi telefoniert mit ihrer besten Freundin und ich backe
schon die ganze Woche lang Lust habe und schnipple Gemüse
fürs Abendessen...
17.30 Uhr: Mann und Große sind zurück, pünktlich zur Fußballübertragung.
Die Große schleppt gleich die Holzbeute in ihre Höhle, der Mann und ich
verziehen uns auf die Couch und die Missi.... telefoniert noch immer.
Zwischendrin hat sie aber immerhin auch mal Vokabeln gelernt.
18.30: Anpfiff. Wie immer erscheinen pünktlich die Kinder mit
diversen Anliegen. Ich schicke sie zum Stiefelputzen.
Das Spiel ist..... anstrengend. Mental. Aber gut.
Zwischendrin schiebe ich das Ofengemüse in den Ofen. Mit Lachs,
nachdem der Mann und ich übereinstimmend beschlossen haben,
dass das geplante Hühnchen irgendwie höchst seltsam riecht.
Hmpf.
19.20 Uhr: Halbzeit. Der Mann serviert das Essen auf der Couch, auf der
wir in der Weihnachtszeit wundersamerweise plötzlich immer alle
vier Platz finden, sobald mein Sessel dem Weihnachtsbaumplatz
gewichen ist. Das restliche Jahr über ist das völlig unmöglich ;-)
Die zweie Halbzeit schauen wir alle zusammen ("Himmel, schreit doch
nicht so!!" Die Kinder sind entspanntere Zuschauer als wir.) Die Kinder
haben die Stiefel rausgestellt und kontrollieren im Viertelstundentakt,
ob sie schon gefüllt sind. Normalerweise kommt der Nikolaus hier
nämlich so früh, dass man noch am Nikolausabend was vor der Tür findet.
Das haben wir eingeführt, als die Kinder noch klein waren, weil sie dann nicht
am Morgen in aller Herrgottsfrühe durchs Haus geisterten ;-)
Nun sind sie aber ja groß und morgen ist Sonntag, da können wir
das auch mal ordentlich machen...
21 Uhr: Die Kinder sind immer noch da, bemerkenswert.
Wir schauen das Duell um die Welt, gucken nebenbei weiter nach Autos,
die Kinder planen ihre Weihnachtsgeschenke für die Großeltern
und ich starte endlich mein Projekt, einen kleinen Teppich für das
Gäste-WC zu häkeln. Das Garn habe ich schon besorgt, passende Häkelnadeln da....
und als ich jetzt anfangen möchte, stelle ich fest, dass die Anleitung, die
ich mir vor Wochen rausgesucht habe, eine STRICKanleitung ist.
Aaaahhhh. Corona-Siebhirn. Eine passende Rundstricknadel habe ich
natürlich nicht da, nur normale und ich bezweifle, dass da alle Maschen
draufpassen. Aber bitte, einen Versuch ist es wert...
22.30 Uhr: Die Große geht nach unten, "ich muss noch aufräumen", der Mann
und die Missi nach oben, beide haben schon mit dem Schlaf gekämpft.
Ich habe inzwischen das Projekt gewechselt, von den benötigten 65 Maschen habe
nur knappe 40 auf die Nadel gepasst, ich muss also erst mal eine Rundstricknadel
organisieren. Da ich die dicken Häkelnadeln nun aber vor mir liegen habe,
häkle ich nun einfach mal Wanddeko aus dickem Jutegarn. Ein bisschen wie
Makramee, nur halt eben gehäkelt. Geht schnell und macht riesigen Spass,
dewegen bleibe ich auch noch sitzen. Erst weiter mit Joko und Klaas,
später ganz ohne Berieselung.
23.45 Uhr: Die Große ist offenbar fertig mit Aufräumen, denn ich höre
sie jetzt staubsaugen *g* In solchen Momenten bin ich sehr dankbar für
die eigene Wohnung, in der wir den krass abweichenden Teenie-Tag-Nacht-
Rhythmus oft nur noch am Rande mitbekommen. Ich fülle die Stiefel vor der
Tür (hier kommt nix weg) und häkle dann noch ein bisschen weiter.
(1.30 Uhr: Ok, noch ein bisschen länger weitergehäkelt. Aber dafür haben
wir jetzt drei neue Dekoteile - für uns, für Weihnachten oder für den
Shop, mal schauen - und ich habe die wirklich schlimme Woche
gedanklich ein wenig eingeordnet und wegsortiert. Nicht vergessen,
natürlich nicht, aber in eine Schublade gepackt, zur weiteren
Verwendung. Und morgen dann bitte ausschlafen...)
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