12. September 2019

On the road again - Italien II

Die Amalfiküste also - die stand ganz oben auf der Agenda unserer diesjährigen
Italien-Tour. Mit dem Wohnmobil allerdings ist sie gar nicht
zu erkunden, denn die schmale, kurvige Straße mit vielen Überhängen
ist zwischen Positano und Vietri sul Mare für Wohnmobile und Gespanne
schlicht und ergreifend gesperrt. Zu recht.
(Ok, zwischen Mitternacht und halb sieben morgens darf man sie
befahren, aber da hält sich die Aussicht ja nun auch in Grenzen ;-)


Unser aktueller Frühstücksausblick in die andere Richtung. Wir stehen genau
an der Mündung der Sele ins Meer. Umzingelt von Wasser! -- Am Wegesrand. --
Erster Halt in Sicht. Amalfi. --Wir haben uns am Stellplatz ein Auto geliehen
und erobern uns die Amalfiküste. Die ist nämlich zu eng für Wohnmobile...

Wir mussten uns also ein Auto ausleihen, das erschien uns flexiber als ein
Bootsausflug. Allerdings war sowas wie Infrastruktur rund um unseren Stellplatz im Cilento
erwähntermaßen quasi nicht vorhanden. Autovermietung? Hahahaaa...
Wider Erwarten war es dann aber noch einfacher als einfach, denn man konnte 
direkt in der Rezeption des Campingplatzes ein Auto mieten.
Also, so ähnlich zumindest. Wie sich am betreffenden Morgen herausstellte,
handelte es sich bei dem Mietgefährt um Fernandos Privatwagen, 
für den er uns ohne Umstände den Schlüssel in die Hand drückte...

Auto ausleihen auf süditalienisch: "What do you need from us?"* - "Aaaaahhh,
nothing. I have yourrrr camperrrr!" Sache erledigt. 
(*die sprechen hier einen so seltsamen Dialekt, ich habe kapituliert. Salve!)


Amalfitana. -- Mittach in Amalfi. --Blick nach oben. --
Blick nach oben II

Nun denn, so sei es! Wir schwammen also mit einem ziemlich ausgelutschten, 
französischem Dickschiff Richtung Amalfitana. Auch wenn uns nach der dritten
Kurve mit Bus-Gegenverkehr ein Fiat 500 lieber gewesen wäre!
Der Verkehr dort ist echt .... äh, herausfordernd, aber es ist alle Mühen wert.
Keine Ahnung, welches der Örtchen am Wegesrand am Ende das schönste war,
vermutlich wirklich Positano. Aber auch Amalfi selbst, wo wir eine
längere Mittagspause einlegten, war wunderschön...

Ähnlich schön war allerdings auch der Moment, als wir abends dem
Campingplatzbesitzer sein Auto wieder ohne Macken (also ohne neue Macken)
auf den Parkplatz gestellt hatten. Wobei ich bezweifle, dass ihn das in
irgendeiner Weise tangiert hätte....
Die folgenden beiden Tage verbrachten wir nochmal maximal faul auf
unserem wunderbaren Strandplatz, aber dann wurde es Zeit, uns 
langsam wieder Richtung Norden zu bewegen...


Tja, das Bild ist doppelt. Muss man jetzt mit leben ;) -- In jedem Ort hier 
an der Küste steht eine solche Kirche. --Hallo Positano. Dich wollte ich 
schon so lange mal kennenlernen! -- Wir verlassen jetzt schleunigst 
unseren schweineeimerteuren, viel zu luxuriösen innerrömischen 
Campingplatz und machen uns auf Richtung Norden...

Unser Bedarf an Stadtleben war nach Neapel und Pompeji eigentlich gedeckt, deswegen war der
Plan, direkt bis an die ligurische Küste durchzuziehen. Als wir dann jedoch auf der
großen Ringstraße rund um Rom waren und in der Ferne klein die ersten Bauwerke
blitzten, fanden wir es doch zu schade, zum zweiten Mal daran vorbeizufahren.
Ich war schon sehr oft in Rom, einmal auch schon mit dem Mann, aber die 
Kinder noch nie. Und die wollten unbedingt ein neues Häkchen auf ihrer
persönlichen Liste der besuchten europäischen Metropolen.
Wir versuchten also unser Glück und steuerten einen der Plätze an,
die wir im Vorfeld rausgesucht hatten...

Heute schon 78 Euro für einen (zugegebenermaßen perfekt angeschlossenen
und keine 3km vom Vatikan entfernten) Campingplatz ausgegeben.
Aber HALLO!? Achtundsiebzig Euro für ein Stück Schotter mit Hecke.
PRO NACHT. Ich weiß schon, warum wir Campingplätze sonst meiden wie
die Pest...

Leider war das mitnichten ein Stellplatz, sondern mehr so eine Art riesiger
Event-Centerpark *grusel* Aber immerhin recht innerstädtisch gelegen, 
mit Bushaltestelle direkt vor der Tür und mit einem Plätzchen für unsere
Wohnbüchse... Für eine Nacht würde es schon gehen.


Eigentlich wollten wir heute durchziehen bis in die Toskana, aber dann 
fanden wir es doch zu doof, zum zweiten Mal einfach an Rom
vorbeizufahren. Nun also, here we are! -- Mit Italien verbindet mich
ja mehr so eine Hassliebe. Ich finde es lange nicht überall schön,
die Toskana überbewertet und die obere Adria ganz fürchterlich. Die
häufig zugestellten und bewirtschafteten Strände nerven und erst
recht das allgegenwärtige Gedudel und die Animation. Aber Rom
geht einfach immer! Fand ich mit 14 schon toll und mit 44
immer noch... -- Die Tram in Rom hat ähnlich viele Jahre
auf dem Buckel wie die S-Bahn in Neapel. Erwähnte ich schon,
Achtung, unpopular opinion, dass ich öffentliche Verkehrsmittel
hasse wie die Pest? -- Petersplatz. Die Rechnung "Das machen
wir zum Schluss, dann ist es leer da" ging absolut auf.

Wir nahmen also den nächsten Bus in die Stadt und stellten an der Haltestelle erst mal fest,
dass die Busse sonntags nicht bis in die Stadt fahren. Also ging es nur bis zur nächsten
Metrostation und dann mit der U-Bahn weiter. Nun denn. Wer in Neapel 
Bahn gefahren ist, für den fühlt sich Roms Metro an wie Wellnessurlaub :-p
In Termini enterten wir dann der Einfachheit halber einen der allgegenwärtigen
roten HoppOn-HoppOff-Busse und drehten zwei ausführliche Runden.
Eine ohne und eine mit Aussteigen.


Stehen, gucken, genießen. -- Am Rande des Vatikans in eine Prozession
geraten. Kann das "Gegrüßet seist Du Maria" jetzt auch perfekt auf
Italienisch. -- Feierabend-Päuschen. Jetzt ab zur Metro und dann 
Füße hoch... Schön war's! -- Nu aber. Unterwegs gen Norden.
Hallo Toskana!

Die Kinder waren hin und weg und auch ich finde diese Stadt immer noch 
absolut bezaubernd. Vielleicht liegt es daran, dass wir hier zuhause ja auch zwischen
unzähligen römischen Bauwerken leben, in ähnlich gutem Erhaltungszustand.
Das verbindet ;-) Jedenfalls haben wir für die kurze Zeit unfassbar viel gesehen
und uns die platten Füße wirklich redlich erarbeitet, als wir an der Spanischen
Treppe wieder die Metro bestiegen.

Fahrpläne sind wirklich eine ganz, ganz großartige Erfindung. *von der römischen
Bushaltestelle mit Beinen im Bauch und Bärenhunger gesendet

An der Haltestelle sind wir dann allerdings gestrandet, denn sonntags fahren die 
Busse nicht nur nicht in die Stadt, sondern überhaupt nur sehr sporadisch. Und 
in der Ferienzeit durchaus auch mal gar nicht. Weiß man aber nicht, Fahrpläne
gibt es nämlich keine. Nachdem wir nach einer Stunde ernsthaft erwogen,
die paar letzten Kilometer in Gottes Namen halt auch noch zu laufen, weil 
uns der Magen inzwischen echt in den Kniekehlen hing, kam dann aber 
tatsächlich noch ein Bus mit unserer Nummer. Allerdings warteten mit uns inzwischen
locker hundert Leute und wir entgingen beim Einsteigen nur knapp einer
amtlichen Prügelei mit einer Horde aufgeheizter Argentinier.
Komisch, das ist uns beim Fußball auch schon mal passiert.
Waren bestimmt dieselben :-p
Auf unserem Supidupi-Luxusplatz ließen sich dann zum Glück auch zu später Stunde 
noch vier Pizze auftreiben und die wilden Parties fanden freundlicherweise an
anderen Ecken des riesigen Areals statt, so dass wir eine erstaunlich 
ruhige Nacht verbrachten, so mitten in der Stadt.


Aktueller Liegestuhl-Ausblick. Hier liege ich auch heute lieber als am Strand. --
Feierabend. -- Blick nach oben. -- Verloren in den Straßen der Stadt.

Am nächsten Morgen ging es dann über Civitavecchia, wo wir unsere Vorräte ordentlich
aufstockten (wer weiß, wie sich die infrastruktuerelle Lage am nächsten Schlafplatz
darstellen würde!) wieder ans Meer.  Irgendwo südlich von Pisa fanden wir 
einen netten Platz, der nicht zu groß und wenig animiert war. Das ist im Norden
wirklich schwer - was zu finden, das klein, ruhig und kuschelig ist....

Am Wochenende habe ich noch ein Auto gemietet, indem man mir den Schlüssel in
die Hand drückte. Gerade musste ich zum Erhalt des Wifi-Passwortes (ab 18!!)
eine "Maßnahme zur Terrorismusbekämpfung" unterschreiben. Wir sind ganz
offensichtlich wieder in Norditalien angekommen.


Hier ist nicht alles gelb, auch wenn es gerade so wirkt. -- Auf Lucca habe ich 
mich ja schon seit Wochen gefreut, vor allem, um mal auf diesem Platz zu stehen,
der im perfekten Oval um ein ehemaliges Amphitheater herumgebaut ist. --
Mittach. -- Verirren kann man sich trotz des wilden Gewirrs in Lucca 
eigentlich nicht, denn die Stadt ist nicht groß und so trifft man immer
wieder auf die Stadtmauer, auf der entlang man dann bis zu seinem
Startpunkt laufen kann.

Nochmal knappe zwei Tage am Meer, dann ging es nach Lucca.
Mein ganz persönliches Highlight auf dieser wirklich sehr highlightigen Reise.
Auch die Kinder entschieden sich ohne Zögern für Lucca, als sie vor
die Wahl gestellt wurden (Lucca oder Pisa, den Schiefen Turm haben wir 
dann aber immerhin noch von der Straße aus gesehen!) - völlig klar, denn sie sind 
durch Lucca hat zirkeln sehen, muss diese Stadt in echt erleben ;-)

Auch in der Toskana bei 35 Grad sind Funktionskleidung und 
Trekkingsandalen ein sehe zuverlässiger Deutschen-Indikator...

Nicht mit dem Auto natürlich und erst recht nicht mit etwas noch größerem, das
würde gar nicht durch die Stadttore passen. Zum Glück gibt es dort, direkt vor 
der Porta Santa Maria, eine kleine Autowerkstatt, deren unfassbar netter Besitzer
besichtigungswütigen Wohnmobilisten seinen Hinterhof zur Verfügung
stellt, inklusive Übernachtungsoption und Einparkservice :-)
Wir standen also dort zwischen anderen Wohnmobilen und dem ein oder 
anderen Oldtimer aus Zuffenhausen - und hatten alle Zeit der Welt, 
die Stadt zu erkunden. Lucca. Traumstadt. Überall, aber natürlich ganz
besonders auf der ovalen, quietschegelben Piazza dell'Anfiteatro,
die so viel Atmosphäre hat, dass man gar nicht mehr weg möchte....


Unerwartet noch echt viele Kilometer gemacht und zur Belohnung einen netten
 Schlafplatz gefunden. -- Feierabend. -- Das Bild gab es hier in der 
Form schon mal irgendwie. -- Kurz vor knapp übernachten wir heute endlich
mal in einer Marina. Normalerweise machen wir das viel öfter, denn es ist
so toll, in großen oder kleinen Häfen zwischen Schiffen zu übernachten.
In Italien scheint das nicht üblich zu sein, aber kaum sind wir in
Frankreich: zack, Marina! Danke, Colmar.

Mussten wir aber, denn wir wollten noch ein bisschen weiter nordwärts an dem Tag.
Tatsächlich ging es dann viel weiter als geplant, so dass wir abends tatsächlich
wieder die oberitalienischen Seen erreichten. Den Lago di Varese diesmal,
deutlich kleiner und entspannter als seine großen Nachbarn, weswegen wir auch
ein lauschiges Plätzchen gleich am Ufer fanden.
Dort verbrachten wir eine ruhige, letzte italienische Nacht, bevor es am nächsten
Tag wieder durch die Schweiz Richtung Frankreich ging.
Eigentlich war der Plan, die letzte Nacht auf dem Gotthardpass zu verbringen,
ganz oben, da gibt es eine Möglichkeit. Und so ein bisschen Schnee nach
der ewigen Hitze wäre ja mal ganz nett gewesen *g*
Allerdings waren wir da nun einfach schon viel zu nah dran,
zu kurze Etappe, deswegen entschieden wir uns stattdessen
für eine letzte Nacht im Elsass.

Was ich an Italien gar nicht vermissen werde:
- den Zustand der Straßen
- das Radioprogramm
- die grässlichen Dinger, die sie hier als Brot oder Brötchen verkaufen

Gute Entscheidung, denn in Colmar gibt es einen Stellplatz an der Marina
und zwischen Schiffen zu schlafen haben wir in Italien echt vermisst.
Das Prinzip Hafenstellplatz ist dort offenbar unbekannt.
Wir verbrachten also noch einen netten, letzten Nachmittag und Abend
in der putzigen Altstadt von Colmar, wo wir schon öfter mal waren.
Kann man aber immer wieder machen.
Und am nächsten Morgen ging es dann ab nach Hause....

Letzte Etappe. Noch 300km bis zuhause. Nach dem Losfahren noch rasch
getankt, zack, Endstation. Stehen in Colmar an der Zapfsäule und 
rien ne va plus. Camper tot. Hallo Fehleranalyse. 
*sucht Bordbuch -- Die Tankstellefrau hat uns mit lauter schicken
Pylonen umstellt. Den Kindern ist unser Hindernisstatus 
hochgradig peinlich, die Franzosen nehmen es gelassen... --
Eine Stunde später haben wir ein loses Kabel an der Motorbatterie entdeckt
(die mitnichten im Motor sitzt, sondern unter meinen Füßen) -
an dieser Stelle nochmal vielen Dank an die italienischen
Straßenverhältnisse. Camper läuft, ab nach Hause!

Haha, so der Plan. In Wahrheit standen wir fast zwei Stunden in Colmar
an der Zapfsäule, vertelefonierten 80 Euro mit dem Fiat-Pannenservice und warteten
so lange vergeblich auf den beauftragten Werkstattservice, bis wir den
Fehler selbst gefunden und behoben hatten. Offenbar haben die süditalienischen
Straßenverhältnisse uns so durchgeschüttelt, dass sich eines der Polkabel an der
Batterie gelockert hatte, bis es in Colmar dann endgültig ab war.
Ein Handgriff, zack, alles gut. Hätte man auch früher haben können ;-)
Aber egal, Hauptsache nicht in Frankreich gestrandet und
Zeit hatten wir eh genug. Von Colmar aus ist man wirklich schnell zuhause.

Dreieinhalbtausend Kilometer in zwei Wochen. Fünfhundert mehr als geplant.
Unser persölicher Roadtrip-Rekord. Noch fünf, dann sind wir wieder
zuhause. Schade eigentlich.

Das war er also, unser diesjähriger Roadtrip.
Erlebnisreich, wunderschön und mal wieder viel zu schnell vorbei!
Ich freue mich schon auf die Zeit, wenn wir mal längere Zeit am Stück
losziehen können. Portugal. Osteuropa. Nordkap. Island!
Steht alles noch auf der Liste der geplanten Routen, für die man
aber eindeutig mehr als zwei Wochen benötigt...

1 Kommentar:

  1. Ein toller Reisebericht. Mir gefällt vor allem, das es tatsächlich noch Camper gibt, die nicht nur ewig auf einem Campingplatz urlauben, sondern noch ganz spontan irgendwo in der Pampa übernachten.

    Wir wollen nächste Woche mal ein paar Tage Deutschland erkunden (wo das Wetter am besten sein wird - mal sehen) und Anfang Oktober mit unserer Tochter nach Italien fahren. Im selbst ausgebauten Sprinter, wir sind schon sehr gespannt, weil es das erste mal sein wird.

    Sonst Danke auch für die Rezepte, die immer mal im Blog auftauchen.

    Liebe Grüße einer stillen Leserin
    Sandra aus Thüringen

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