9. Oktober 2023

Spontaner Sonntag in der Eifel

 Vergangenes Wochenende war (mal wieder) so tolles Wetter angesagt, dass wir spontan beschlossen, sonntags in die Eifel zu fahren. Ok, „in die Eifel fahren“ ist von hier aus erst mal kein großartiges Event, man muss dazu bloß eine der Moselbrücken in der Stadt überqueren und den Berg hochfahren: Zack, Eifel! Aber diesmal sollte es doch ein ganzes Stück weiter in den Norden gehen - in diesem Jahr gab es soviele verplante Wochenenden, wahlweise durch Arbeit oder Turniertermine vom Kind, dass wir ungewöhnlich wenig unterwegs waren und Nachholbedarf hatten. Also los!


Wir starteten sehr früh, aus Gründen, denn unser erstes Ziel war Monschau und nach allem, was ich gehört und gelesen hatte, ist das einer dieser Touristen-Hotspots, die man idealerweise entweder morgens früh oder abends spät besucht, wenn man auch was anderes sehen möchte als…. Menschen eben ;) Dieser Plan ging dann auch voll und ganz auf, die vielen, vielen Parkplätze außerhalb des Ortskerns waren noch weitgehend leer, wir konnten entspannt durch die Gassen und zur Aussicht bummeln, ungestört in Ecken und von Brücken spähen und zwischendrin sogar schön draußen vor einem Café frühstücken, mit dem Gesicht in der Sonne. Draußen, früh morgens, von der Sonne durchgewärmt. Im Oktober. Alles klar. Aber gut. Einfach nicht drüber nachdenken und genießen. Hilft ja nix.
Monschau stand schon ewig auf meiner persönlichen Bucket List und was soll ich sagen? Absolut zurecht! Die Stadt ist zauberhaft und so absolut mein Fall - viel Fachwerk, viel Schiefer, viel Wasser, übersichtlich und mit unzähligen überraschenden Details. Ich habe die Stunden dort sehr genossen.


Als sich die Stadt zu füllen begann, fuhren wir weiter, schauten uns die Orte am Wegesrand an (immer noch viel Schiefer und Fachwerk) und den gigantischen Rurstausee, ließen uns treiben und griffen dann irgendwo ein Mittagessen ab, das wir auf einer Bank am Waldrand im (wunderschönen) Nirgendwo aufaßen. Maximal entspannt und maximal unverplant, genau das, was wir brauchten. Wir hatten auch keine Kinder mit, dann geht sowas :)


In der Nähe von Roetgen hatte ich uns einen kurzen Spaziergang entlang des Eifelsteigs herausgesucht, durch einen grünen Märchenwald, entlang des Grölisbachs. Meine Liebe zu Moos ist bekanntermaßen groß und so war das das Paradies dort. Grün, grün, grün und keinerlei Hauch von Herbst… Selbstverständlich passierte aber auch dort irgendwann, was einfach immer passiert: Wir stolperten über den Westwall. Wir leben ja auch hier zuhause quasi mittendrauf, aber das war selbst für mich etwas Neues: Auch wenn die Betonhöcker für sich ein wirklich vertrauter Anblick sind - eine Brücke voller Panzersperren habe ich noch nie gesehen… Daran ist einfach alles verrückt. Der Bau des Westwalls hat Menschen, Material und Geld verschlungen, hat unfassbar viel landwirtschaftliche Nutzfläche zerstört, das private Bauwesen quasi völlig zum Erliegen gebracht und am Ende die Gräuel des Krieges unnötig um viele Monate verlängert - und seine Überreste stehen immer noch unkaputtbar überall herum. „Denkmalwert des Unerfreulichen“ nennt man das und es wird immer wieder darüber diskutiert, aber ich finde das sehr richtig so. Auch das hier sind Stolpersteine, die daran erinnern, dass man alles dafür tun sollte, die Wiederholung eines solchen Wahnsinns auf immer zu verhindern. Scheint an Tagen wie heute ja nötiger denn je…


Seinen Abschluss fand der Tag mit einem weiteren Spaziergang, nochmal einige Höhenmeter weiter, durch das Hohe Venn. Auch diese sehr spezielle Hochmoor-Landschaft in den Ardennen stand schon lange auf meiner Muss-ich-unbedingt-mal-sehen-Liste. Bisher kannte ich sie nur im Winter vom Skifahren, wofür wir früher häufiger dorthin fuhren. Also nicht genau da, wo wir jetzt waren, das war alles Nationalpark, aber Mont Rigi und Baraque Michel, die klassischen Skigebiete, sind nicht weit. Wir parkten das Auto quasi auf der Grenze zu Belgien und überquerten diese während unseres Spaziergangs durch Heide, Moor und über Stege dann unzählige Male in beide Richtungen, das war sehr schön. So sollten Grenzen sein :) Neues Ziel: Auf jeden Fall nochmal wiederkommen, wenn die Heide blüht! Wir müssen eh nochmal los, denn die für den Rückweg lose angepeilten Ziele (Dreimühlen-Wasserfall, Pulvermaar und die Lavabombe von Strohn) haben wir ebenfalls vertagt. Einfach genug Input für einen einzigen Sonntag :)

1 Kommentar:

  1. Wahnsinnig schön ! Eine Ecke, die ich noch gar nicht kenne - aber nun ändern möchte! Danke fürs Mitnehmen.

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