5. April 2020

Tagebuchbloggen { 5. April 2020 }

"Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?"

Frau Brüllen fragt das an jedem fünften Tag des Monats und wer mag, schreibt fleißig mit.
Die übrigen WMDEDGT-Einträge findet Ihr wie immer hier.

Gegen halb acht: Ich bin so mittel wach, genieße die Helligkeit
draußen und das Vogelkonzert durch das offene Fenster. Unser Bett ist sowieso
der tollste Ort auf der ganzen Welt, aber in der momentanen Situation besonders.
Irgendwann steht der Mann auf, ich schlafe wieder ein.

8.30 Uhr: Endgültig wach. Ich höre den Mann und die Missi im Wohnzimmer lachen,
vermutlich sehen sie fern. Ich entscheide mich fürs Liegenbleiben und
greife zum aktuellen Buch.

9 Uhr: Der Mann macht Frühstück und klappert mit Tellern und Türen.
Echt spät für seine Verhältnisse, der ist auch schon im Corona-Groove,
zumindest am Wochenende. Die Missi schlüpft zu mir ins Bett,
wir kuscheln eine Runde und planen den Tag. Sie hat noch ein
bisschen was für die Schule zu tun.

9.30 Uhr: Der Mann und ich sitzen beim Frühstück. Wir beschließen,
uns einen sehr gemütlichen Tag zu machen, mit Garten, Buch und Grillen.
Eigentlich, ohne fucking Corona, wären wir gerade nämlich in Dortmund,
beim leckeren Hotelfrühstück sitzend, phantastisch gelaunt nach einem
grandiosen Bayernsieg gestern abend im Signal Iduna-Park. Tjanun.
Wäre schön gewesen. Wir werden versuchen, das heute ein
wenig auszugleichen ;-)


10 Uhr: Der Mann verschwindet im Bad, ich räume die Kissen auf Balkon und Terrasse
und gehe dann in die Waschküche, um die Wäsche, die am frühen Morgen
durchgelaufen ist, aufzuhängen. Spitzenplan, aber leider vereitelt den die Technik,
denn das Bullauge der Waschmaschine geht aus unerfindlichen Gründen nicht
auf. Hmpf. Vertage auf später, da muss der Fach-Mann gucken....

10.30 Uhr: Die Missi hat inzwischen auch gefrühstückt und ich nötige 
die Große aus dem Bett. Die wollte nämlich Fladenbrot zum Grillen
beisteuern und das muss ja nun doch eine Weile gehen.
Sie setzt also Teig an (Hefe und Mehl gibt es in diesem Haushalt immer
in rauen Mengen und selten war ich so dankbar dafür wie im Moment!)
und frühstückt zwischendurch, während ich unsere Lebensmittelbestellung
für morgen noch ergänze. Der Abholservice ist im Moment so gefragt, 
dass es schwer ist, überhaupt noch freie Abhol-Slots zu ergattern,
deswegen bestelle ich inzwischen oft schon, bevor der Wochenplan 
überhaupt endgültig steht und muss dann eben gegebenenfalls nochmal
nachlegen... Aber alles ist besser, als selbst einzukaufen ;-)
Die Missi sitzt ebenfalls mit am Küchentisch und löst Hörverstehen-
Aufgaben für Englisch - das hatten wir unter der Woche irgendwie
komplett übersehen, oh dear, deswegen nun also jetzt....

11.30 Uhr: Die Große hat dem Mann die Haare geschnitten, der Glückliche.
Jetzt bin ich die einzige im Haus mit Krähennest. Einem ziemlich grauen noch dazu.
Denn wenn man schon seit Dezember denkt, dass man wirklich dringend mal
zum Friseur müsste und dann sind plötzlich alle zu, dann ist man halt 
angeschmiert *g* Aber gut, sieht mich ja weiter eh niemand...
Beschränke ich mich also auch heute aufs Gemüseschnippeln, 
ich freue mich schon seit Tagen auf lauwarmen Fenchel-Linsen-Salat
und heute zum Grillen passt der perfekt.

12 Uhr: Der Mann guckt nach der Waschmaschine und dem ersten Gemüse in
den Hochbeeten, die Missi schreibt eine Fabel, die sie bis morgen früh
braucht, denn dann ist zum ersten Mal Deutsch im virtuellen Klassenzimmer.
Ich schreibe hier den Vormittag auf, und gerade, als ich beim Linsensalat angekommen
bin, irritiert mich strenger Geruch aus der Küche. Linsen angebrannt, zefix. 
Meine Multitaskingfähigkeiten lassen in der momentanen Situation
rapide nach. Dann klingelt es auch noch und ich muss zum wiederholten Male
(nicht für heute, aber insgesamt) einem Kind aus dem Dorf verklickern, dass
wir das mit der Kontaktbeschränkung wirklich ernst nehmen und NEIN, sie
kann auch nicht bei uns spielen, so wie vorher und hinterher vermutlich
noch bei x anderen, VERDAMMTE HACKE. Isses denn so schwer?
Die Missi rollt nur mit den Augen, sie kennt das schon.
(Unsere Kinder haben das nach Faktenlage übrigens selbst so entschieden, ihre 
Kontakte ganz auf Null zu reduzieren, wir Eltern hätten eigentlich die jeweils beste
Freundin (die praktischerweise Schwestern sind und deren Eltern das ähnlich
strikt halten) zu treffen ok gefunden, wenigstens zum Spazieren oder so und 
ebenso den Freund der Großen. Aber ich glaube, die Kinder wollen einfach, dass
das alles so schnell wie möglich vorbei ist und das ist eben ihr Beitrag...
Sie telefonieren (oder vergleichbares) halt viel, oft stundenlang, mal schauen,
wie lange ihnen das reicht. Im Moment sind sie beide guter Dinge ;-)
Ich bin jedenfalls nicht bereit, meine Linsensalat-Idee zu begraben und
setze grummelnd einen neuen Topf auf.

12.30 Uhr: Der Mann macht Feuer, die Große hat im Garten Sport gemacht
und kommt jetzt völlig erledigt rein und beordert ihre Schwester zu 
Küchenhilfsdiensten. Die eine formt Fladenbrot, die andere reibt den
Käse für die Füllung. Waschmaschine ist repariert, also zweiter Aufhängversuch
für mich.


13.30 Uhr: Der Mann hat das Gemüse und das Fleisch auf dem Grill, die Große
überwacht die Fladenbrote und rührt noch schnell Tomatenbutter zusammen,
die gewöhnungsbedürftig ausschaut, aber sensationell lecker schmeckt.
Es bricht ein wenig Hektik aus, alles einigermaßen gleichzeitig auf den Tisch
zu bringen. Zum ersten Mal im Jahr kommt auch einer der Sonnenschirme wieder 
zum Einsatz, die wir gestern wieder aufgestellt haben. Überhaupt ist es 
ausgesprochen sommerlich auf der Terrasse, wo wir uns die Bäuche 
vollschlagen und hochgradig intellektuelle Gespräche führen *g*
(Tun wir tatsächlich zwischendurch, auch wenn ich absolut keine Idee
mehr habe, wie wir auf Martin Luther vs. Martin Luther King kamen.
Aber ab und an muss man ja mal rausfinden, wie weit die Allgemeinbildung
der Kinder inzwischen reicht ;-)

14.30 Uhr: Die Kinder spielen Federball, der Mann trägt sich mit Plänen für
eine Outdoorküche und ich bin einfach auf meinem Stuhl am halb
abgeräumten Tisch sitzen geblieben und lese.... Irgendwann beschließen
Mann und Große, eine Runde mit dem Oldtimer, der freundlicherweise 
gleichzeitig auch ein Cabrio ist, zu drehen und die Missi kehrt zurück
zu ihrem Aufsatz. Ich bleibe weiter mit meinem Buch und den Beinen in der 
Sonne sitzen, bis mich fiese Schulterschmerzen dann doch hochjagen.
Aber auch die Bewegung beim ab- und Küche aufräumen (die Große
war schneller weg, als man "Küche putzen" sagen konnte!) lässt das
nicht wieder veschwinden, hmpf. Lange im Stuhl hängen ist für die 
Zukunft gestrichen!

15.30 Uhr: Da die Schulter jetzt ja eh ruiniert ist, kann ich auch noch
schnell in ungesunder Haltung etwas arbeiten. Ich nehme mir also den
Laptop mit in den Garten, erledige mails, bearbeite ein paar Fotos und 
drucke ein paar neue Lösungsblätter für die Missi aus der Schulbox
aus, auf dass ich auch morgen früh wieder was zu Korrigieren habe.
Dienstag gibt es Ferien, dann werden wir einfach nur Eierfärben 
und endlos faul sein, soviel steht fest :)

16 Uhr: Die Missi bringt ihren Aufsatz und geht eine Runde mit Musik
aufs Trampolin. Der Mann und die Große kommen zurück, wir trinken
Kaffee, essen Kuchen und die beiden erzählen von ihrer Fahrt über die
Moselhöhen. Danach wieder Buch und Sonne, wie gehabt.


17 Uhr: Der Mann und ich drehen auch noch eine kleine Runde. In der momentanen
Situation ist das Entspannung pur. Sonne und Wind um die Nase, Aussicht, einfach
mal was anderes sehen - und dabei keinem anderen Menschen begegnen.
Es ist so wunderbar, diese Zeit gerade. Die Bäume blühen und in den letzten paar
Tagen ist das Grün geradezu explodiert. Egal, was passiert, Frühling wird es 
immer wieder. Ein beruhigender Gedanke irgendwie.

18 Uhr: Letzte Runde durch den Garten. Wir räumen weg und hängen Wäsche ab,
die Missi ist nochmal auf dem Trampolin, die Große sonnt sich auf dem Balkon,
für mich tun sich ein paar weitere Buchminuten auf. Es klingelt nochmal an 
der Haustür und diesmal übernimmt es der Mann, die Lage absolut abschließend
zu klären. Ich denke, das Thema ist durch *diabolischgrins

19.30 Uhr: Zum Abendessen gibt es die Reste vom Fladenbrot (mit Käse gefüllt,
sehr zu empfehlen!), mit Tomaten, Gurken und Oliven. Und einem Toast Hawaii 
für die Missi, die dem vielen gesunden Zeug gerade nicht so viel abgewinnen kann ;-)
Jetzt müsste ich eigentlich noch eine Runde in die Kleine Werkstatt, aber 
ich denke, das verschiebe ich auf morgen früh. Die Große sitzt über einer
Hausarbeit und auch die Missi wird gleich noch ein bisschen arbeiten.
Beide Kinder sind hier ganz klare Nachtarbeiterinnen und genießen
tatsächlich sehr, aus dem klassischen Schulrhythmus komplett raus
zu sein. Es ist ja nicht alles schlecht... Die Missi allerdings muss ja morgen
früh schon sehr zeitig zur Deutschstunde antreten, für die ist heute also
mal eher Feierabend. Und für mich auch.

Nachtrag, 22 Uhr: Ich gehe mit Buch ins Bett, beide Kinder liegen da auch schon,
als ich nochmal reinschaue, die Missi schläft schon, die Große telefoniert.

23 Uhr: Ich lege das Buch weg und höre den Mann und die Große unten reden.
Danach Schüsselklappern aus der Küche, aber alles sehr gedämpft.
Also ist die Große wohl nochmal aufgestanden und backt Kekse oder
Kuchen, das kommt momentan häufig vor. Nun denn, 
Nachmittagsmahlzeit für morgen gesichert ;-)

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