8. März 2025

Portugal im Herbst { Rückblick }

 Letztes Jahr in den Herbstferien haben wir etwas für uns absolut Ungewöhnliches gemacht: Wir haben Flüge gebucht (bzw. von der Großen buchen lassen, denn als ich zuletzt geflogen bin, war ich 16 und man musste dazu noch zum Flughafen oder ins Reisebüro fahren und beim Mann ist es noch länger her ;) und waren mit beiden Kindern ein paar Tage in Portugal. Mir war nach einem anstrengenden Jahr bei sich ständig zuspitzender Weltlage einfach dringend danach, mal wieder einen fetten neuen Haken auf meine Bucket List zu setzen, vor dem langen, grauen Winter.


Also sind wir frühmorgens an einem Oktober-Mittwoch in Luxemburg in den Flieger gestiegen und saßen drei Stunden später mit Kaffee und erstem, unwiderstehlich leckerem portugiesischem Gebäck am Atlantik in der Sonne. Eine Tatsache übrigens, die mein Hirn komplett überforderte, das suchte sehr offensichtlich noch lange angestrengt nach den vielen Stunden Autofahrt und sanft vorbeiziehender Landschaft, die einem solchen Erlebnis sonst zwingend vorausgehen ;) Und auch sonst wird die Fliegerei definitiv nicht mein neues Hobby werden. So viele Menschen auf so engem Raum (so unglaublich eng hatte ich es gar nicht in Erinnerung und vielleicht war es das damals auch einfach nicht), ohne Fluchtmöglichkeit zehntausend Meter über der Erde - das ist so weit außerhalb aller meiner Komfortzonen, dass es fast schon wieder lustig ist. Zum Glück flankierte mich meine Familie nach allen Seiten und ich konnte mich hinter Maske und AirPods verstecken, da ging’s. Aber die Aussicht entschädigte für vieles - besonders dann später auch am menschenleeren Strand von Costa Nova, wo wir wirklich lange saßen :)


Irgendwann rafften wir uns dann aber doch nochmal auf und liefen nach Costa Nova rein. Dieses kleine, gestreifte Städtchen war einer der Punkte auf meiner Portugal-Liste (auf der im Übrigen noch sehr viele Orte stehen, irgendwann müssen wir definitiv mal mit dem Camper kommen!) und das völlig zurecht, wie sich herausstellte. Mitte Oktober war auch wirklich wenig los, das war sehr angenehm. Und das war dann auch der Moment, wo mein Kopf endgültig in Portugal ankam.


Wir hatten vorab am Flughafen ein Auto gemietet (beste Idee!) und so kamen wir schon am ersten Tag ordentlich rum. Zu diesem Ausflug hatten wir uns spontan entschlossen, weil es in Porto an diesem Tag regnen sollte, aber schon 50 Kilometer weiter südlich nicht mehr. Neben Costa Nova besuchten wir also noch Aveiro und den unendlichen (so viele unendliche Strände dort!) Praia do Senhor da Pedra, denn die kleine sechseckige Kapelle mitten auf dem Strand in den Wellen ist ein echter Hingucker.


Unsere Homebase war Porto, wo wir eine kleine Ferienwohnung gemietet hatten, die sich als sehr hübsch und ruhig herausstellte. Bis zur berühmten Ponte Luis I war es nicht weit und wir waren gleich abends zum ersten Mal dort - und jeden weiteren Abend auch. Am südlichen, oberen Brückenkopf konnte man wunderbar sitzen, den unterschiedlichsten Musikern lauschen und den Sonnenuntergang genießen. Auf der unteren Ebene der Brücke fahren Autos, auf der oberen die Straßenbahn, für Fußgänger sind beide Ebenen offen. Der Höhenunterschied ist so gewaltig! Und trotzdem landet man an den nördlichen Enden immer in der Altstadt, was recht eindrücklich verdeutlicht, wie hügelig die Stadt ist.


Unglaublich hügelig, aber auch kompakt genug, um sie komplett zu Fuß zu erlaufen, was wir in den nächsten Tagen dann auch exzessiv getan haben. Ich bin schon ewig nicht mehr so viel gelaufen, vor allem Treppen! Nahe der Brücke gibt es zwar auch eine Funicular, aber dort war uns die Schlange immer zu lang ;) Wir haben stattdessen die Escadas (natürlich!) dos Guindais genommen, mit grandiosem Ausblick, der jede Stufe wert war.


Zwischendrin waren wir immer mal wieder auch getrennt unterwegs, die Mädels shoppen und in hippen Cafés, der Mann auf der Suche nach dem leckersten Kaffee (was nicht zwingend identisch war mit den hippen Cafés…) und ich nach der höchsten Aussicht und den schönsten Azulejos. Porto ist perfekt für das alles und egal wie eng und düster die Gässchen, wir haben uns zu jeder Zeit sicher und gut aufgehoben gefühlt, obwohl Portugiesisch wirklich nicht die selbsterklärendste aller Sprachen ist und die Kommunikation sich so meist auf „bom dia, obrigado, de nada“ und „adeus“ beschränkte. Immerhin!


Besonders eindrücklich in Erinnerung bleiben die unzähligen Fliesen - als Deko an den Fassaden, als Bilder in Bahnhöfen oder Kirchen, Azulejos all überall. Ich liebe es! Und habe so viele Fotos davon, dass es für ein eigenes Fotobuch reichen würde. Und die Livraria Lello, eine alte Buchhandlung, die als eine der schönsten der Welt gilt. Und zwar nicht nur wegen ihrer jugenstilistischen Großartigkeit (sie ist unglaublich), sondern auch wegen der Masse an Menschen, die sie besichtigen möchten. Man kommt nur mit einem Voucher und einem festen Timeslot hinein, zum Glück, und es war, wie in der gesamten Stadt, wohl nicht krass voll, und trotzdem war nicht sehr viel mehr möglich, als sich so lange durchschieben zu lassen, bis man eine Fensternische gefunden hatte, von der aus man in Ruhe gucken konnte.


Am letzten Tag haben wir sehr spontan noch einen Ausflug nach Coimbra gemacht, einer hübschen, kleinen Stadt abseits des Meeres mit der ältesten Universität des Landes und ehemalige Hauptstadt(!) Auch hier war es bunt, hügelig und quirlig und es gab noch viel mehr Studierende in der traditionellen, schwarzen Uniform mit capa e batina, Mantel und Soutane, als schon in Porto. Sehr beeindruckend. In Erinnerung bleibt aber vor allem, dass wir unser Mittagessen am Fluss vehement gegen allerdreisteste Möwenangriffe verteidigen und zum Schluss auf der Flucht beinahe die Zeche prellen mussten, um unversehrt davonzukommen ;)


Portugal, Du hast mein Herz! Wir werden alle wiederkommen, so viel steht fest. Die Missi sogar schon im Sommer, zusammen mit ein paar Freundinnen hat sie einen zehntägigen Trip nach Lissabon geplant, organisiert und gebucht. Die hat’s gut! Lissabon steht nämlich auch noch ganz fett auf meiner Bucket List…

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