Ich glaube, die Angst vorm (ordentlichen!) Reißverschlusseinnähen ist eine der am weitesten verbreiteten im ganzen Näh-Kosmos. Täschlein gehen ja gerade noch so, aber wenn der Zipper ins Kleid oder in den Rock soll, setzt sofort der geordnete Rückzug ein und man greift doch lieber wieder zum dehnbaren Material.
Kommt Euch bekannt vor? ;-)
Ok, mir nicht, ich geb's ja zu, ich mochte Reißverschlüsse schon immer.
Vielleicht liegt es aber auch an der idiotensicheren Einnäh-Methode, die mir meine Oma schon in frühester Jugend mit auf den Weg gegeben hat und die ich heute mal mit Euch teilen möchte.
Ich weiß, dass das für viele von Euch ein alter Hut ist - aber trotzdem ist das hier im Blog fast die meistgestellte Frage, gleich nach "Mit welcher Maschine nähst Du eigentlich?" (auf einer Brother Innov-is 900 - gibts gar nicht mehr, glaube ich, die heißt jetzt 950 oder so. Jedenfalls eine kombinierte Näh-/Stickmaschine, mit der ich nach Jahren immer noch sehr glücklich bin. So, wäre das auch mal geklärt :-)
Ich weiß auch, dass es diverse andere Methoden gibt und man außerdem auch nahtfeine Reißverschlüsse kaufen kann. Da der nächsterreichbare Laden für solchen Schnickschnack aber nicht gerade um die Ecke liegt, greife ich viel lieber auf die ganz simplen Täschlein-Reißverschlüsse zurück, die hier in allen Längen und Farben auf ihren Einsatz warten. Endlos-Reißverschlüsse gehen natürlich auch, die sollte man nur gleich zu Beginn auffädeln....
Diese Einnähmethode funktioniert bei Kleidern, Röcken und Kissenbezügen gleichermaßen gut, für anderes brauche ich sie eher selten, aber vermutlich funzt sie auch dort ;-)
Also, los geht's!
Ihr benötigt einen Reißverschluss, gerne etwas länger als im Schnittmuster angegeben, die beiden Schnittteile, zwischen die der Zipper eingesetzt werden soll, den Reißverschlussfuß der Nähmaschine und ggf. etwas Wondertape/Stylefix zum Fixieren.
Als erstes legt Ihr den Reißverschluss an einer der beiden Stoffkanten an, um die Länge zu ermitteln. Dabei sollte er oben etwas überstehen. Mindestens bis zu den Abschlusszähnchen.
Auf dem Stoff markiert Ihr nun die Stelle, bis zu der man den Zipper später aufziehen können soll.
Idealerweise liegt dieser Punkt noch oberhalb des Metallstoppers, das erhöht später den Tragekomfort.
Nun steckt Ihr die beiden Teile, zwischen die der Reißverschluss gefasst werden soll, rechts auf rechts aufeinander....
... und schließt danach die komplette Naht mit gewohnter Nahtzugabe.
Ihr beginnt oben, also am (späteren) oberen Ende des Reißverschlusses.
Bis zur Markierung des Zipper-Endes wählt Ihr dabei eine möglichst große Stichlänge und reguliert die Fadenspannung ganz weit herunter. An der Markierung wechselt Ihr (ohne die Naht zu beenden und den Faden abzuschneiden!) auf normale Fadenspannung und Stichlänge zurück, näht ein/zwei Stiche vor und zurück und schließt dann den Rest der Naht.
Die Nahtzugaben ordentlich auseinanderbügeln, dabei die Markierung beibehalten.
Ich bin ja keine große Verwenderin von Wondertape & Co., aber hier leisten sie wirklich wunderbare Dienste!
Auf beiden Seiten des Zippers einen Streifen anbringen, dabei orientiert Ihr Euch möglichst am äußeren Rand, so kommt der Kleber später der Naht nicht ins Gehege...
Jetzt plaziert Ihr den Reißverschluss mittig auf der Naht, so, wie Ihr das zu Beginn markiert habt.
Dabei liegt die Raupe des Zippers unten und die Mitte der Raupe exakt auf der Naht.
Am besten klappt das, wenn man den Reißverschluss langsam von links nach rechts abrollt.
Ordentlich andrücken und kontrollieren, ob sich nirgendwo ein Fältchen eingeschlichen hat.
Nun setzt Ihr den Reißverschlussfuß in die Nähmaschine ein, setzt die Nadel nach links und näht, oben beginnend, auf der rechten Stoffseite (!) ganz knapp an der Raupe entlang.
Man sieht den Reißverschluss dabei zwar nicht, spürt die Raupe aber deutlich genug und kann das Füßchen bequem daran entlangführen.
Auf Höhe der Markierung dreht Ihr das Werkstück bei eingestochener Nadel, näht quer über den Reißverschluss (auch deswegen ist es hilfreich, wenn der Metallstopper hier nicht in die Quere kommt und weiter unten liegt ;-)...
... und auf der anderen Seite wieder zurück, immer hart an der Raupe entlang.
Jetzt nehmt Ihr einen Nahttrenner zur Hand und öffnet die Naht über dem Reißverschluss bis zur Quernaht.
Dank großer Stichlänge und geringer Fadenspannung geht das in einem Rutsch :-)
Nochmal ordentlich drüberbügeln - keine Sorge, das geht,
so schnell schmelzen keine Reißverschlusszähnchen!
Jetzt einmal probehalber öffnen und da ist er schon - der fein eingenähte Reißverschluss :-)
Wenn alles passt und sitzt, verstärke ich die Quernaht immer nochmal durch mehrmaliges Hin- und Hernähen.
Das Ende des Reißverschlusses inkl. Metallstopper könnt Ihr danach abschneiden, die Kanten abschrägen....
... und die Enden kurz mit einem Feuerzeug abflämmen.
So franselt nix, es sieht ordentlich aus und kratzt auch später nicht beim Tragen.
Dann verfahrt Ihr weiter, wie in Eurer Anleitung vorgesehen.
Man kann den Reißverschluss mit einem Unterrock/-kleid verstürzen oder mit einem Beleg versehen, so wie hier. In beiden Fällen verschwinden dabei auch die oberen, überstehenden Enden des Reißverschlusses und es gibt einen ordentlichen Abschluss.
Den Zipper kann man dann bis ganz nach oben ziehen und auch von links sieht das Ganze ordentlich aus.
Wichtig, gaaaanz wichtig! (Oma-Konditionierung ♥)
War doch gar nicht so schwer, oder?
Ich hoffe, ich konnte damit der ein oder anderen die Angst vor'm Einnähen ein bißchen nehmen...
Es ist wirklich kein Hexenwerk!
Und was ich da eigentlich genäht habe, das zeige ich Euch dann hoffentlich nächste Woche.
Noch fehlen nämlich die Ärmel und ein paar andere, unerhebliche Kleinigkeiten ;-)