20. Oktober 2015

Schaukelt so ein Schiff nicht immer ganz schrecklich?

Eine der meistgestellten Fragen beim Themengebiet "Urlaub auf dem Schiff", ich schwöre.
Nicht nur hier, sondern auch im Leben 1.0 ;-)
Und ich hatte ja versprochen, darüber noch was zu schreiben.
Also bitte - here we go.....


Ja, es schaukelt. 
Aber nicht schrecklich und auch keinesfalls immer. 
Eigentlich sogar eher selten, oft genug auch einfach gar nicht. 
Ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass man auf den Touren, die wir bisher gefahren sind, die allermeiste Zeit 
gar nicht gemerkt hat, dass wir uns mit einem Schiff auf hoher See befinden.


Wenn es mal geschaukelt hat, dann meist recht sachte - das ist zu Beginn ein sehr komisches Gefühl, 
aber man gewöhnt sich rasch daran. Mich macht das Schaukeln wuschig im Kopf und lässt mich nicht schlafen - 
aber schlecht wird mir davon nicht.
Sicher sind die Menschen da unterschiedlich empfindlich und ich gehörte, gerade auf dem Meer, bisher 
nicht zu denen, die da komplett unbeeindruckt blieben - solides Mittelfeld, würde ich sagen.


Man muss hier allerdings anmerken, dass wir bisher immer im Sommer und eher auf den kleinen Meeren 
unterwegs waren: Adria, Ostsee, bißchen Nordsee.
Dort erlebten wir auch den bisher einzigen richtigen Sturm, direkt an unserem allerersten Kreuzfahrttag überhaupt. 
Damals wäre ich gerne auf der Stelle ausgestiegen, aber mehr deswegen, weil ich dachte, das würde jetzt eine ganze Woche lang so weiterschaukeln - war aber nach zwei Stunden vorbei und zwar für den Rest der Woche ;-)


Ansonsten gelten diese Touren als vergleichsweise harmlos.
Genauso gibt es auch welche, die als besonders schaukelanfällig verschrien sind - die Nordtouren Richtung Island/Spitzbergen, entlang der europäischen Atlantikküste, die Transatlantikrouten natürlich, aber auch 
die immer gerne genommenen Kanarenrundfahrten.


Und trotzdem kenne ich Leute, die in den Sturmmonaten auf der Kanarentour keine einzige Welle zu sehen bekamen 
und welche, die im August auf der Adria den Besuch in Bari ausfallen lassen mussten, weil das Schiff wegen 
wilder Wellen die schmale Hafeneinfahrt nicht passieren konnte.


Man kann es einfach nicht sagen, denn das Wetter ist und bleibt unkalkulierbar.
Man kann nur positiv an die Dinge herangehen und es einfach mal probieren.
Kabinen mittschiffs kann ich wärmstens empfehlen, ganz vorne oder hinten spürt man eventuellen Seegang 
mehr als in der Mitte. Und oben mehr als unten.
So ein Kreuzfahrer hat auch, im Gegensatz zu Frachtern oder vielen Fähren, Stabilisatoren, die die Wellenbewegungen 
bis zu einem gewissen Grad ausgleichen können.
Kein Vergleich also zu kleineren Schiffen oder gar Paddelbootausflügen ;-)


Man darf auch nicht vergessen, dass man dieser Schaukelei ja keinesfalls hilflos ausgeliefert ist.
Wenn man mal bewusst darauf achtet, sieht man unter den Mitpassagieren gar nicht mal wenige, die ein Pflaster 
hinter dem Ohr oder Akkupressurbänder an den Handgelenken tragen.


Auf letztere schwöre ich übrigens auch - gar nicht so sehr auf dem Schiff, auch wenn wir sicherheitshalber immer 
welche dabei haben und sie mir bei unserem einzigen richtigen Sturm schon gute Dienste geleistet haben - 
damit kann ich im Auto sogar lesen, häkeln und rückwärts fahren.
Ohne eher nicht so gerne ;-)


Neben Pflastern, Druckbändern und Kaugummis gibt es natürlich auch noch die klassischen Tablettenkiller 
à la V.omex und Co - im Ernstfall bekommt man die auf Wunsch an der Rezeption rund um die Uhr in die Hand gedrückt - 
und im schlimmsten Fall verpasst einem der Schiffsarzt gegen Geld und gute Worte 
die ultimative Scheixxegal-Spritze.


Tatsächlich kenne ich bisher aber niemanden, der das mal in Anspruch nehmen musste.
Im Gegenteil berichten die meisten dann doch eher von völlig unspektakulären Wellenerlebnissen.
Man darf da auch nicht die Macht der Psyche unterschätzen....


Ich für meinen Teil war - und bin bis zu einem gewissen Grad immer noch (ich lege zum Schlafen zum Beispiel immer die Seebänder an, weil mein größter Horror ist, nachts aufzuwachen, alles wackelt und dann ist mir ist schlecht und alles zu spät ;-) - ein großer Seegang-Schisser und dazu auch noch mit einem extrem hohen Fluchtinstinkt ausgestattet, was Herdenurlaube, schlimmstenfalls noch mit potenziellem Clubcharakter *würg*, betrifft.


Aber die Wahnsinnseindrücke auf den vielen Landgängen, gepaart mit der Erholung auf dem Wasser (ja, die gibt es, auch bei mehreren tausend Mitfahrern, man muss nur ein bißchen suchen), wirklich sensationellen Sonnenuntergängen, sehr leckerem Essen und bequemen Betten wiegen ein bißchen potenzielles Geschaukel definitiv auf!
Zumindest so alle zwei Jahre einmal, dazwischen nehme ich es gerne weiter individueller *g*


Also - wenn Euch bisher wirklich nur der Gedanke an schwankende Bretter unter den Füßen 
von einem Urlaub auf See abgehalten haben sollte:
Einfach mal MACHEN.
Viele Reedereien bieten auch Schnupper- oder Kurzkreuzfahrten an, 
zum Ausprobieren sind die wirklich perfekt!


Die Fotos sind übrigens ein buntes Pottpourri aus dreimal einer Woche Seefahrt in den letzten fünf Jahren.
Wie man sieht, war das Meer überall ein Traum, egal ob vor der Küste von Russland, Skandinavien
 oder irgendwo in Südosteuropa.
Und egal ob ohne oder mit ein paar Wellen ;-)

6 Kommentare:

  1. Ja, es kann schaukeln, aber es ist es auch wert!
    Allerdings gehören wir zu der Fraktion Kreuzfahrer die Pech hatten...eine Schnupperkreuzfahrt gepaart mit Orkan Stärke 9 über vier Tagen gehört nicht zum Standard! Und mir wird sehr schnell richtig schlecht...aber mit den Tabletten war es trotzdem ein unvergessliches Erlebnis und ich will wieder mal...und so ein Schnitt alle zwei bis drei Jahre finde ich da durchaus passend!
    Ich fand es toll, auch wenn wir die Gläser am Tisch immer festhalten mussten, damit sie nicht runterfielen.....
    Grüße
    Nicole

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  2. Oh, wie schön! Ich bin ja begeisterter Seefahrer, und am liebsten auch auf dem Schiff mit den bunten Bustaben.
    Was ich denjenigen, die vor Seegang Angst haben nur empfehlen kann, ist als Einstieg eine Flußkreuzfahrt zu machen. Da gibt es keinen Seegang, nur bisschen Gerumpel, wenn man durch Schleusen fahren muss.
    Und man hat Wasser und Land immer im Blick!
    Ende November fahre ich wieder auf der Donau die Weihnachtsmärkte ab, das wird herrlich!
    Und besonders günstig sind die Touren jetzt im Herbst....
    Danke für den tollen Blogeintrag, da bekommt man Lust auf Urlaub!
    Eleonore

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  3. Huhu, danke für den schönen Beitrag! Ich werde am 8.Dezember ab Barcelona mit NCL 10 Tage auf dem Mittelmeer rumschippern! Bin schon ganz gespannt und werde mir das tolle Armband zulegen.
    Und ich hoffe ja sehr, dass es ganz ruhig auf hoher See zugeht!

    LG
    Lena

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  4. Hallo,
    ich musste so schmunzeln bei Deinem Bericht :)
    Meine erste Bootserfahrung war eine kleine Nussschale (in einem Hafen festgemacht) und mir war trotz glattem Meer hundeelend.
    Danach habe ich Schiffe erfolgreich gemieden. Bis wir irgendwann Schweden für uns entdeckt haben. Dies beinhaltet mindestends zwei Fährfahrten von je 45 Min. Dauer pro Urlaub. Diesen Zeitraum kann ich aber immer gut aushalten. Weiß ich doch, dass die Fahrt nicht lange dauert.
    Dieses Jahr hatte ich mir einen Urlaub im nördlicheren Schweden gewünscht. Mein holder Gatte bestand wegen der langen Anreise auf eine Fährfahrt mit der Color Line von Kiel nach Oslo (Dauer 20 Stunden). Ich habe lange mit mir gerungen. Aber die Bilder, die man im Internet so von den Fährfahrten sah, überzeugten mich. Stundenlanges Entspannen im Liegestuhl auf dem Sonnendeck, Sonnenuntergang an Deck...schließlich fuhren wir ja im Hochsommer :)
    Ich hatte aber schon bei der Buchung ein doofes Bauchgefühl. Und was soll ich sagen? Am Abfahrtstag war Windstärke 9, Wellen bis 4 Meter Höhe, teilweise Regen. Aus Kiel raus bis zum offenen Meer war es für mich noch erträglich. Danach habe ich alle vier Stunden eine Reisetablette genommen und bis zur Einfahrt in den Oslofjord die Fahrt in der Koje verbracht. Ich habe überwiegend gedöst/geschlafen, die Wellen per Bugkamera auf das Schiff krachen und aus dem Bullauge heraus die Containerschiffe auf den Wellen tanzen sehen... Wenigstens war mir dank der Tabletten nur minimal übel. Meinen Mann und meinen Jungs hat es super gefallen. Sie waren den ganzen Tag auf dem Schiff unterwegs und sind nur zum Schlafen in die Kabine gekommen. Die haben auch überhaupt kein Problem mit der Seekrankheit und sind schon ganz wild auf die nächste Fahrt mit der Color Line :)
    Ich denke, ihnen zuliebe werde ich es wahrscheinlich auch nochmal probieren. So viel Pech kann man ja eigentlich nicht zweimal haben. Und wenn doch, nehm ich notgedrungen wieder die Reisetabletten und verschlafe das schlechte Wetter...
    LG
    Melanie

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  5. Hallo Frau Fluchten,

    vielen herzlichen Dank für den ausführlichen Bericht (ich war eine derjenigen, die das Schaukel-Übelkeitsthema angefragt hatten). Die Bänder habe ich mir als Anschaffung für unsere erste Kreuzfahrt im nächsten Sommer notiert, Vomacur bzw. Vomex fürs Kind pack ich sowieso sicherheitshalber ein. Und ansonsten freu ich mich schon auf die Adria- auch besonders mit den schönen Fotos hier auf dem Blog.

    Viele Grüße
    Karin

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  6. Curso de direito constitucional tributário.

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